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Unterhaltsames aus der Vergangenheit

Geschrieben um 23:38 am 16.02.2012 | Zitat | Editieren | Löschen
Nyarlathotep
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Bachelor Gumby
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Die kommerziellen Anfänge von Filmen und Computerspielen liegen ca. 80 Jahre auseinander. Firmen für Computerspiele wurden in den 1970ern gegründet, Firmen für Filme in den 1890ern.

Das Ende der kommerziellen Textadventure-Phase entspricht ca. dem Kinojahr 1910. Ein Film aus diesem Jahr verbirgt sich hinter dem Link.

Klicke hier, um ein amüsantes Video über die 80er zu erleben.

Der zugehörige Text:

You kids think your gear is iconic

But I'm gonna take you back to see some real electronics

gimme a beige PC, green text, black screen

and 64 kB of memory (that's plenty!)

forget a phone that fits in your pocket

I keep my phone in a bag in my car (thats how we rock it!)

who needs a camcorder, that size of my hand?!

you know I wanna look like a news cameraman!

(I wanna perch it on my shoulder…like an overweight parrot!)

My disks were floppy but my hair was stiff

and all my stickers were scratch and sniff!

In the 80s! If it was big it was good!

80s! My TV was wood!

80s! My car was shaped like box!

80s! Back when everything rocked!

You´re tellin me mp3s oh they´re so great

I'd rather push Rewind; and sit and wait!

My first VCR cost me five grand

VHS is best! (I´m a Beta Man!)

16-button controllers really make me sick!

gimme one red button and a joystick!

In the 80s! the bigger the betta

80s! I had an antenna!

80s! my TV was thick

80s! we didn´t point and click

80s! I had a big boom box

80s! I calculated with my watch

80s! My mix tapes were hot

80s! Back when everything rocked!

Zu guter Letzt ein Keyboard mit C64-Sound.

Geschrieben um 09:10 am 17.02.2012 | Zitat | Editieren | Löschen
Hannes
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Prof Gumby
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Nyarlathotep:

Die kommerziellen Anfänge von Filmen und Computerspielen liegen ca. 80 Jahre auseinander. Firmen für Computerspiele wurden in den 1970ern gegründet, Firmen für Filme in den 1890ern.

Das Ende der kommerziellen Textadventure-Phase entspricht ca. dem Kinojahr 1910. Ein Film aus diesem Jahr verbirgt sich hinter dem Link.

Deine Praemisse ist also eine gleiche Entwicklungsgeschwindigkeit der Medien? Das halte ich fuer eine gewagte Behauptung.

Geschrieben um 11:19 am 17.02.2012 | Zitat | Editieren | Löschen
Nyarlathotep
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Bachelor Gumby
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Das Vergleichen der Geschwindigkeiten ist schwierig, daher auch „ca.” vor der Jahresangabe.

Mich würde interessieren, wie man im nächsten Jahrhundert die Entwicklung der Computerspiele sehen wird.

Geschrieben um 17:34 am 17.02.2012 | Zitat | Editieren | Löschen
Hannes
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Prof Gumby
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Ja, eben. Vielleicht bin ich da auch einfach nicht visionaer genug, aber ich wurde die 1980er Jahre der Spielebranche eher mit den 1940ern, 1950ern und vielleicht sogar noch den 1960ern des Filmgeschaefts vergleichen. Mit anderen Worten: Ich wuerde die Gesamtzeitspanne fuer aehnliche Entwicklungsschritte deutlich kuerzer ansetzen. Aber das mag daran liegen, dass mir die Vorstellungskraft fehlt, weitere revolutionaere Aenderungen zu antizipieren.

Geschrieben um 20:16 am 17.02.2012 | Zitat | Editieren | Löschen
Nyarlathotep
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Bachelor Gumby
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Bei der Gegenüberstellung habe ich mich auch von dieser Idee leiten lassen: “Interactive fiction was the first great computer-game craze.” (Andrew Plotkin) Die Entsprechung in der Kinowelt schien mir die “silent film craze” zu sein — zumal diese Phase durchaus innovativ und kreativ war.

Enorme Weiterentwicklungen der Computerspiele halte ich für wahrscheinlich. Ein paar Ideen dazu habe ich, aber die Wirklichkeit wird in vielen Punkten wohl erstaunlicher sein als meine Prognosen.

Es war nicht meine Absicht, durch den Vergleich die Textadventures abzuwerten. Tatsächlich mag ich sie.

Mir gefällt die Vorstellung, dass wir eine ähnliche Position in der Geschichte einnehmen könnten wie die erste Filmgeneration. Das wäre doch faszinierend.

Geschrieben um 22:50 am 18.02.2012 | Zitat | Editieren | Löschen
ingo
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Bachelor Gumby
Beiträge: 69

Nyarlathotep:

Mir gefällt die Vorstellung, dass wir eine ähnliche Position in der Geschichte einnehmen könnten wie die erste Filmgeneration. Das wäre doch faszinierend.

Ich denke, dass Textadventures nicht der Stellenwert zugeschrieben werden wird, den wir uns vielleicht gerne wünschen. Vor allem weil sie nur eine Gattung der frühen Computerspiele ausmachten. Wenn heute die Geschichte der Computerspiele betrachtet wird, liegt der Schwerpunkt meist auch auf den frühen Arcade-Games (z.B. die Odyssey Konsole) Das liegt sicher an dem enormen Erfolg, den z.B. einige Arcade-Automaten hatten, hat aber wohl auch damit zu tun, welche Spiele heute besonders erfolgreich sind.

Anders sähe es vielleicht aus, wenn Point&Click-Adventures heutzutage die Verkaufscharts anführen würden. Eine lustige Vorstellung - dann würde man heute vielleicht sagen: "Ach ja, und gab es da noch diese Spiele, bei denen es vor allem um Grafik und Reaktionsgeschwindigkeit ging." So aber erkennt man heute in Spielen wie Space-Invaders oder Pong leichter einen Vorfahren von Spielen wie Call of Duty als in frühen Textadventures.

Apropos "frühe Textadventures" - Sheldon Cooper scheint ein echter Liebhaber zu sein...

Geschrieben um 09:08 am 20.02.2012 | Zitat | Editieren | Löschen
Hannes
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Prof Gumby
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Vorweg: Ein Vergleich mit Stummfilmen ist fuer mich nichts Abwertendes. Ich habe zahlreiche aus den 1890ern bis 1920ern im Regal stehen. Ich sehe diesen Vergleich eher so in der Richtung der stilistischen Experimentalitaet bzw. des Aufkommens der definierten Bahnen (Genres) und produktionstechnischer Konventionen. Deshalb auch meine Einordnung in spaetere filmische Zeitsphaeren, da gerade Textadventures ja doch schon ein recht "konventionelles" Genre waren (bzgl. seiner inhaerenten Regeln).

Generell finde ich es jedoch, dass es schwierig ist, ueberhaupt von "den 80ern" im Bezug auf die Spieleindustrie zu reden. Die fruehen 80er waren schon noch hauptsaechlich gepraegt durch technische Experimente, denn da kamen ja ueberhaupt erst die ersten "Heimcomputer". Mit der zweiten Haelfte der 80er verbinde ich jedoch schon eine Uebergangsphase, in der Technik und erste Konventionen bereits ausgehandelt war, jedoch inhaltlich noch einiges Originelles versucht wurde. Die 90er sehe ich dann als Beginn der sich endlos reproduzierenden Gleichmachindustrie. Deshalb meine Einschaetzung, dass die Spieleindustrie viel schneller auf einen aehnlichen markttechnischen Stand gekommen ist, als die Filmindustrie.

Bzgl. der Bedeutung von Textadventures im Speziellen muss ich Ingo zustimmen. Herr Plotkin mag da sehr entusiastisch sein, aber der Blick, der hinter einer solchen Aussage steht, ist doch sehr verengt. Man koennte wahrscheinlich sogar sagen, dass Textadventures die "ersten Computerspiele" waren (bzgl. Heimcomputern). Doch wie lange hatten sie dieses Alleinstellungsmerkmal? Und welchen Stellenwert hatten Heimcomputer im Gegensatz zu Spielhallen und Konsolen? Da all dies ja leider historisch gesehen immer in einen Topf geworfen wird, muss man im Rueckblick eingestehen: Fussnote der Geschichte.

Bei Filmen hat man die kulturhistorische Bedeutung ja mittlerweile erkannt und sucht aktiv (und mit entsprechender Finanzierung) nach alten Filmrollen zwecks Restaurierung. Doch fuer Computerspiele passiert das nicht - das ist wiederum der Fluch der schnellen Entwicklung. Klar, es gibt jetzt ein Computerspielemuseum in Berlin, doch das zeigt doch gerade eher, wie viel in diesem Bereich noch zu tun ist - jeder halbwegs sortierte Hobbysammler hat privat mehr zu zeigen! Bei Filmen ist die Anerkennung und Finanzierung jetzt da, doch ein Grossteil (!) der alten Werke ist bereits fuer immer verloren. Anscheinend hat man daraus wohl nicht gelernt, denn die fruehen digitalen Datentraeger laesst man trotzdem bei Privatleuten verrotten.

Geschrieben um 21:26 am 20.02.2012 | Zitat | Editieren | Löschen
ingo
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Bachelor Gumby
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Als ich mal versucht habe, einen Freund für Textadventures zu erwärmen, meinte er nur: "Textadventures? So ohne Grafik? Na, ich weiß nicht. Computerspiele sind für mich doch schon ein visuelles Medium." Für mich zeigt seine Bemerkung, dass man heute sogar schon froh sein muss, wenn Textadventures überhaupt noch als eine Form der Computerspiele betrachtet werden.

Schon einige Anzeigen von Infocom zeigen, dass Textspiele auch damals nicht unbedingt der gängigen Vorstellung von einem Computerspiel entsprachen. Damit zu werben, dass die menschliche Vorstellungskraft "the most powerful graphics technology" sei, war zwar ziemlich gewitzt, hatte aber trotzdem auch schon etwas von einer Rechtfertigung: Unsere Spiele haben zwar keine Grafik, aber gerade darum sind sie besser. Nur leider sahen sich die Käufer doch lieber Grafiken an und die Textadventures waren schon früh der große Verlierer auf dem Spielemarkt.

Ich denke auch, dass Interactive Fiction - abgesehen vielleicht von der ganz frühen Homecomputer-Zeit mit Rechnern wie dem TRS-80 oder VC-20 - immer ein ziemlicher Exot unter den Computerspielen war. Die Verkaufscharts von damals mit Infocom-Titeln an der Spitze spiegeln auch nicht unbedingt die Wirklichkeit wieder. Der käufliche Erwerb von Spielen war ja auch eher eine exotische Handlung ;) Und wer so verrückt war ca. 100 Mark für ein Textspiel auszugeben, dem wollte man wahrscheinlich Hilfestellung dabei geben, sich von den anderen Verrückten abzugrenzen.

Ich finde den Vergleich des Stummfilms mit Interactive Fiction auch interessant und überhaupt nicht abwertend, aber ich glaube, dass die ganze Filmgeschichte nichts derart Exotisches wie IF hervorgebracht hat. Jedenfalls wirkt der Stummfilm innerhalb der Filmgeschichte nicht so fremdartig wie IF in der Geschichte der Computerspiele.

Dabei liegt in dem schleichenden Übergang vom Text- zum Point&Click-Spiel für mich ein größerer Umbruch, als in der Entwicklung, die vom Stummfilm wegführte. Beim Film kam im Grunde genommen immer nur etwas hinzu: der Ton, die Farbe, die Dreidimensionalität - und zwischendurch irgendwann Leonardo di Caprio. Mit dem Textadvenuture war aber etwas verloren gegangen: die (zumeist) rein sprachliche Darstellung einer Spielwelt - etwas wirklich Besonderes! Zum Glück gab es genügend Leute, die das für einen ziemlich schmerzlichen Verlust hielten, so dass sich IF auch außerhalb der Spiele-Industrie sehr lebendig weiterentwickelt hat.

Geschrieben um 01:28 am 21.02.2012 | Zitat | Editieren | Löschen
Mikawa
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Prof Gumby
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Ich finde den Vergleich mit (Stumm-)Filmen auch sehr spannend.

Die Filmbranche hat in vielen Bereichen diesselbe Entwicklung eingeschlagen wie die Spielebranche -- schnelle cuts, irrwitzige Action-Szenen, massig Computer-Tricks ..... aber was unter dem Strich auf der Strecke bleibt, ist der PLOT: die Geschichte hinter dem Ganzen.

Der schnelle Szenenwechsel umgeht dieses Problem meist geschickt, indem er dem Zuschauer gar keine Zeit lässt, sich lange mit den Ungereimtheiten zu beschäftigen - reines Entertainment. Das ist die große Stärke Hollywoods. Das fällt vor allem bei Filmen auf, die vor gut und gerne dreizig Jahren bereits über die Leinwand flimmerten, heute aber mit einer "Neuauflage" bedacht werden.

Daneben gibt es aber Indie-Filme, die mit wenig Budget und einer sehr guten Geschichte auftrumpfen können -- dazu zählt für mich beispielsweise der relativ aktuelle Sci-Fi Titel "Moon" - kammerspielartig inszeniert, packende story, der twist kommt punktgenau zur richtigen Zeit und beschert einem nachhaltige Albträume ohne klassisches Horror-Szenario.

Das Ganze passiert (meist) abseits der großen "Blockbuster" - Dabei möchte ich nicht einmal behaupten, dass mich nicht der ein oder andere Bestseller an der Kinokasse nicht auch begeistert, aber ich erkenne eben auch andere Qualitäten, weitaus subtiler als Filme nur nach der special-effects-Dichte zu beurteilen.

Bei IF kommt noch ein Klischee hinzu, nämlich das des total verrückten Nerds, der heutzutage noch vor dem Bildschirm sitzt und Textspiele spielt. Das Klischee basiert auf der mangelhaften Auseinandersetzung mit dem Thema und des Nichterkennens, dass sich IF weiterentwickelt hat.

Viel zu oft wird meiner Ansicht nach von den "alten Klassikern" (was ja für viele der Spiele von Infocom und co. tatsächlich zutrifft, ohne diese abwerten zu wollen) gesprochen, statt aktuelle (und auch deutsche/italienische/spanische/französische) Titel zu rezitieren. Das führt dann zu Fragen (gesehen im Iphone-Appstore von Apple) ob es denn für IphoneFrotz auch deutsche Spiele gibt. Haarsträubend ....

Geschrieben um 15:48 am 21.02.2012 | Zitat | Editieren | Löschen
stadtgorilla
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Retired Gumby
Beiträge: 671

Nyarlathotep:

Mir gefällt die Vorstellung, dass wir eine ähnliche Position in der Geschichte einnehmen könnten wie die erste Filmgeneration. Das wäre doch faszinierend.

Selbst wenn der Vergleich IF und Stummfilme zutreffen sollte, sind wir ja nicht die erste Generation, sondern eher die, die dreißig Jahre nach Einführung des Farb- und Tonfilms immer noch auf den Stummfilm setzen, aus welchen Beweggründen auch immer. Da gibt es ja kaum Entsprechungen außer diesem einen Kaurismäki-Ding glaube ich.

Auch die Analogie Independent Film/Blockbuster-rasante-Schnitte-Kino greift m.E. nur bedingt; das würde eher auf Indie-Developer, die mit kleineren Budgets eher Off-Publikum ansprechen, passen. In der Analagie wäre IF dann eher eine Gruppe von Leuten, die sich Super8-Filme, in denen sie ein bestimmtes Thema nachstellen wollen, über youtube hin- und herschicken. Mit 12 Aufrufen pro Jahr.

Nochmal bez. Kino: Blockbuster mit mieser Story hat es im Mainstream schon immer gegeben, das ist nicht neu,neu ist eher, dass man durch die digitale Technik mit geringerem Budget drehen kann und es mehr Indie-Studios gibt. Aber auch das hilft uns mit IF nicht weiter, denke ich. Die grundlegende Methode, mit der man Leute dafür interessiert, steht immer noch aus.

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