Der Nebelmond

Autor: Oliver Berse

System: Floyd

Das Negative direkt zu Anfang: inhaltlich klaut "Der Nebelmond" munter von "Starrider", "Hitchhiker's Guide", "Starcross", "Space Quest", "Zork I" und erinnert an Robert Sheckleys Kurzgeschichte "Prospector's Special". Nicht die schlechtesten Vorbilder, doch wirkt alles schon einmal dagewesen und allzu vertraut. Wirklich Originelles zeigt das Spiel nicht. Dennoch: was es zeigt, bietet gute Unterhaltung und vor allem eine sehr nette Schlusspointe.

Und damit komme ich zu den Vorzügen von "Der Nebelmond". Dieses ganz und gar klassische SF-Abenteuer bietet ein InvisiClues-ähnliches Hilfesystem, gut geschriebene Texte, Antworten auf Befehle wie >riech, >horch, >sing oder >bete, dichte Atmosphäre und eine saubere Implementierung.

Die diversen Puzzles und Rätsel ergänzen die Geschichte und haben (zumindest für mich) genau den richtigen Schwierigkeitsgrad. Atmosphäre wird im Text vor allem durch die Einbeziehung aller Sinne und die Details der Objektbeschreibungen erreicht. Die Handhabung der einzelnen Objekte beschränkt sich glücklicherweise auf das Wesentliche, wodurch ellenlange Raumschiffkonsolenbedienung oder ein "Guess the Verb" vermieden werden. Allerdings ist das zu kurze Zeitlimit nach der Ankunft am Nebelmond nervig. Schade auch, dass in der Encyclopedia Cosmologica nur so wenig Begriffe nachgeschlagen werden können. (Oder habe ich bloß die falschen gesucht?)

Da dies der erste wirklich große Auftritt von Oliver Berses Autorensystem Floyd ist, kurz einige Anmerkungen zum System. Sowohl Parser als auch Spielumgebung gefallen mir gut und könnten zu einer echten Konkurrenz für TAG und Inform werden. Doch noch zeigt der schon recht solide Floyd-Parser kleinere Schwächen. So gibt er z.B. öfters nicht korrekterweise an, einen Befehl zwar verstanden zu haben, derzeit aber nicht ausführen zu können, sondern behauptet, ein Wort nicht zu kennen. Genau dasselbe Wort wird an anderer Stelle oder in einem anderen Befehl sehr wohl erkannt.

Fazit: "Der Nebelmond" ist definitiv das Spiel, das mir beim diesjährigen Grand Prix am meisten Spaß gemacht hat. Wäre es doch bloß ein wenig origineller gewesen...

Note: 2(-)

(P.S.: Eine physikalische Frage hätte ich noch: kann ein Laser im Vakuum wirklich eine Explosion auslösen, die in einem nicht direkt getroffenen Raumschiff spürbar ist? Immerhin kann keine Druckwelle erzeugt werden.)

Was ich erst übersehen habe: Nebelmond ist nur durch eine völlig unberechtigte 6 auf den zweiten Platz zurückgefallen. Das ist wirklich gemein. Wer macht sowas?

Tanan:

Was ich erst übersehen habe: Nebelmond ist nur durch eine völlig unberechtigte 6 auf den zweiten Platz zurückgefallen. Das ist wirklich gemein. Wer macht sowas?

Das hab ich mich auch schon gefragt - wie kann man dem Spiel eine 6 geben??

Vielleicht jemand, bei dem Floyd nicht läuft?

Martins Regeln lassen hier -leider- eine Benotung offen:

http://www.textfire.de/comp/votum.htm

Eine 6 ist bei Nebelmond vollkommener Blödsinn. Bei allen Beiträgen in meinen Augen.

Hallo zusammen,

Die eine 6 soll mir gleich sein. Aber ....

Zitat:

inhaltlich klaut "Der Nebelmond" munter von "Starrider", "Hitchhiker's Guide", "Starcross", "Space Quest", "Zork I" und erinnert an Robert Sheckleys Kurzgeschichte "Prospector's Special". Nicht die schlechtesten Vorbilder, doch wirkt alles schon einmal dagewesen und allzu vertraut.

Ich habe während der Arbeit am Nebelmond absichtlich keine anderen SF-Adventures angefaßt, und die Handlung der genannten Spiele, die ich alle hervorragend finde, unterscheidet sich imho doch stark genug vom Nebelmond, um nicht von Diebstahl sprechen zu können. Die Story von Sheckley habe ich leider noch nicht gelesen, aber einige Elemente, wie die Encyclopedia, sind in der SF-Literatur tatsächlich Allgemeingut.

Zitat:

Eine physikalische Frage hätte ich noch: kann ein Laser im Vakuum wirklich eine Explosion auslösen, die in einem nicht direkt getroffenen Raumschiff spürbar ist? Immerhin kann keine Druckwelle erzeugt werden

Nein, über Druckwellen sicher nicht, und Hyperraumsprünge funktionieren auch noch nicht. Und bei StarWars müßten die Raumgefechte ohne sicht- und hörbare Explosionen ablaufen. Aber als Autor ist man ja so frei ...

BTW: Ich arbeite schon an der Dokumentation der Sprache (die alte ist überholt), wird aber noch ein paar Wochen dauern.

"Follow me", the wise man said, but he walked behind[/quote]

Oliver Berse:

Ich habe während der Arbeit am Nebelmond absichtlich keine anderen SF-Adventures angefaßt, und die Handlung der genannten Spiele, die ich alle hervorragend finde, unterscheidet sich imho doch stark genug vom Nebelmond, um nicht von Diebstahl sprechen zu können. Die Story von Sheckley habe ich leider noch nicht gelesen, aber einige Elemente, wie die Encyclopedia, sind in der SF-Literatur tatsächlich Allgemeingut.

Ach, Florian macht doch jetzt anscheinend die ganze Zeit den Wettbewerb so ungerechtfertigt nieder, wie auch jetzt wieder in seinem Email an die Liste (als Georg):

Zitat:

...Tut mir Leid für die Tester, tut mir Leid für die Spieler, die beim diesjährigen Wettbewerb ohnehin viel zu leiden hatten.

Oliver Berse:

Ich habe während der Arbeit am Nebelmond absichtlich keine anderen SF-Adventures angefaßt, und die Handlung der genannten Spiele, die ich alle hervorragend finde, unterscheidet sich imho doch stark genug vom Nebelmond, um nicht von Diebstahl sprechen zu können. Die Story von Sheckley habe ich leider noch nicht gelesen, aber einige Elemente, wie die Encyclopedia, sind in der SF-Literatur tatsächlich Allgemeingut.

Ich glaube nicht, dass Mo das Wort "Diebstahl" als Vorwurf gemeint hat. Zumindest verstehe ich das nicht so. Intertextualität halt. Und dass sich viele SF-Geschichten ähnlich sind ... nun ja.

Christoph hat bei meinem Beitrag Ähnlichkeiten zu Sophies Welt gesehen - hab ich auch nicht gelesen. Ich denke, dass jede Assoziation des Spielers/Lesers erst einmal legitim ist. Bereichert das Spiel doch auch. Und in der Nähe von Bestsellern lässt es sich schließlich gut leben.

Übrigens: Auch von mir ein dickes Lob für die Weiterentwicklung von Floyd!

Zoltan:

Ach, Florian macht doch jetzt anscheinend die ganze Zeit den Wettbewerb so ungerechtfertigt nieder...

Oliver bezieht sich auf Mo's Text.

Florian macht Nebelmond auch nicht ungerechtfertigt nieder, sondern nennt es in Adeste! "bestes Spiel des Grand Prix 2003". Und dass er den Wettbewerb als solchen "niedermacht", würde ich auch nicht sagen. Die Bemerkung in der E-Mail an die Liste kommentiert doch nur eine Tendenz, die auch von anderer Seite schon festgestellt wurde, nämlich, dass die technische Qualität der Spiele beim letzten Grand Prix höher war.

Oliver Berse:

die Handlung der genannten Spiele, die ich alle hervorragend finde, unterscheidet sich imho doch stark genug vom Nebelmond, um nicht von Diebstahl sprechen zu können.

Klar, würde ich Dir auch nie vorwerfen. Ich schrieb "klaut munter", da einzelne Elemente sehr vertraut wirken - bei "Diebstahl" hätte es sicher eine andere Note gegeben.

Und Wörter wie kairo:

Intertextualität wollte ich vermeiden.

kairo:

Ich denke, dass jede Assoziation des Spielers/Lesers erst einmal legitim ist.

In der Post-Postmoderne das einzige, was noch bleibt.

Oliver Berse:

Und bei StarWars müßten die Raumgefechte ohne sicht- und hörbare Explosionen ablaufen.

Quatsch, wofür hat Lucas denn THX erfunden?

ChrW:

... eine Tendenz, die auch von anderer Seite schon festgestellt wurde, nämlich, dass die technische Qualität der Spiele beim letzten Grand Prix höher war.

Das finde ich auch. Aber ich habe nicht darunter gelitten. Nicht sehr.

ChrW:

Oliver bezieht sich auf Mo's Text.

Sorry, hab ich auf die schnelle die beiden Rezensionen durcheinandergebracht. Mea Culpa an die beiden Rezensenten! :roll:

Zitat:

Die Bemerkung in der E-Mail an die Liste kommentiert doch nur eine Tendenz, die auch von anderer Seite schon festgestellt wurde, nämlich, dass die technische Qualität der Spiele beim letzten Grand Prix höher war.

Na ja, also von "School's Out" einmal abgesehen (das war ja echt ein Knaller)... Gelitten habe ich auf jeden Fall nicht wirklich.

Oliver Berse:

Hallo zusammen,

Ich habe während der Arbeit am Nebelmond absichtlich keine anderen SF-Adventures angefaßt, und die Handlung der genannten Spiele, die ich alle hervorragend finde, unterscheidet sich imho doch stark genug vom Nebelmond, um nicht von Diebstahl sprechen zu können. Die Story von Sheckley habe ich leider noch nicht gelesen, aber einige Elemente, wie die Encyclopedia, sind in der SF-Literatur tatsächlich Allgemeingut.

Also, ich habe mich über Nebelmond sehr gefreut. Klar, wer ein Textadventure für Science Fiction schreibt, welches in einem Raumschiff spielt, wird immer von anderen Spielen "klauen" (ich erinnere mich da an das englische Spiel "Space Mule", ein AGT-Spiel, wenn ich jetzt nicht ganz falsch liege).

Außerdem muss ich dir, oliver, noch einmal zu Floyd gratulieren! Weiter so, es wird!

Lasst Euch nicht fressen,

Max.