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Das Haus der Mathomatiker

Geschrieben um 17:03 am 20.06.2012 | Zitat | Editieren | Löschen
pintman
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Master Gumby
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Hallo zusammen!

Ich habe mich an einem kleinen Point'n'Click-IF versucht:

Das Haus der Mathomatiker.

Es handelt sich um ein IF für den Schuleinsatz. Als Inhalte werden Nullstellen von quadratischen Funktionen behandelt. Wenn das Werk genügend Zuspruch findet, überlege ich auch andere Bereiche der Analysis abzudecken.

Um die Einstiegshürde so gering wie möglich zu halten, habe ich auf einen Parser verzichtet und das Werk in Twine erstellt.

Ich würde mich über Rückmeldungen von eurer Seite freuen.

Geschrieben um 18:57 am 20.06.2012 | Zitat | Editieren | Löschen
Martin
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pintman:

Wenn das Werk genügend Zuspruch findet, überlege ich auch andere Bereiche der Analysis abzudecken.

Na, hoffentlich nicht. IF ist hier ganz klar das falsche Medium.

Mir hat "Das Haus der Mathomatiker" nicht gefallen. Der Kern des Werks, die Augaben, sind lieblos umgesetzt. Das ganze Drumherum, die Geschichte um das Haus der Mathomatiker, bekommt zuviel Raum und ist für das Erlernen von quadratischen Gleichungen absolut ohne Belang. Es gibt zu viele anklickbare Links. Wieso kann ich die Zahlen anklicken, wenn ich dann nur höre "Es sind einfach nur Zahlen. Du kannst keinen Zusammenhang erkennen"? Wieso muss ich die Bücher anklicken, um dem Professor eine Frage zu stellen?

Das soll wohl das als etwas trocken verschrienene Thema Mathematik auflockern. Das erreicht man aber nicht dadurch, dass man dem Thema einen geschwätzigen Überbau verpasst, sondern indem man das Thema selbst so behandelt, dass Interesse geweckt wird. Und gerade darin ist das "Haus" nicht sehr gut. Die Erklärungen zu den quadratischen Gleichungen sind zum Beispiel sehr herablassend geschrieben.

Die Textaufgaben könnten eine Verbindung zu realen Problemen herstellen, so dass die Schüler sehen: Die p-q-Formel ist nicht bloss etwas, das ich auswendig lernen muss, die kann ich wirklich gebrauchen. Leider sind die Sachaufgaben schlampig gestellt. Die erste Aufgabe mit der klassischen Wurfparabel ist ganz in Ordnung, wenn auch in Teilen etwas ungenau. (Es wird in der Aufgabe nicht deutlich, dass x der Zeitpunkt nach dem Raketenstart in Minuten ist. Außerdem: Wo kommt die quadratische Formel her?)

Die zweite Aufgabe, die man wohl in einer Traumsequenz auf einer Baustelle lösen muss, ist aber haarsträubend:

Das Haus der Methomatiker:

Jupp, wir brauchen deine Hilfe. Die Brücke, die wir bauen wollen, kann durch eine quadratische Funktion beschrieben werden. Unsere Statiker haben da was herausbekommen. Die Gleichung dafür habe ich dir mal aufgeschrieben, sie lautet f(x)=-x²+23x. '

Nun meine Frage: Können wir die Brücke wie geplant bauen? Sag dem Polier bitte, wie lang die Brücke nach deinen Berechnungen wird.

Die Brücke kann durch eine quadratische Funktion beschrieben werden? Es kann nur eine Eigenschaft der Brücke, etwa die maximale Tragkraft, durch eine Funktion beschrieben werden.

Hier ist x die Länge der Brücke. Das geht aus der Aufgabenstellung aber nicht klar hervor. Wenn x eine Länge ist, hat diese Größe aber auch eine Einheit. Das bedeutet aber auch, dass die Größe, die hier mit 23 angegeben ist, eine Einheit hat. (Diese Einheit ist auch wieder eine Längeneinheit, sonst ist die Formel nicht stimmig.)

Und wieso kann ich die Lösung finden, indem ich die Nullstellen der Gleichung finde? Ich weiß überhaupt nicht, was die Gleichung bedeutet, wie kann ich da die Aufgabe lösen?

Überhaupt finde ich es etwas eigenartig, dass die Formel so explizit in der Aufgabenstellung genannt wird. Normalerweise ist doch der Sinn von Textaufgaben, dass die Schüler den Lösungsweg selbst aus den Angaben erarbeiten.

Man kann das Haus der Mathomatiker ja als Rahmen für Aufgaben lassen, aber ich würde das ganze pseudo-interaktive Brimborium weglassen, eine einfache HTML-Seite als Foyer mit Links zu den verschiedenen Fachbereichen und zu jedem Fachbereich Links zu Aufgaben und Erklärungen anlegen. Die Erklärungen kann man schön mit Zeichnungen illustrieren - das geht ja gerade bei Parabeln ganz gut. Die Aufgaben sollten besser durchdacht und klarer gestellt werden. Zu den Aufgaben kann man ja zusätzlich zur Lösung Lösungstipps anbieten.

Die Aufgaben jeweils in eine Geschichte zu packen, ist keine schlechte Idee. Vielleicht kann man auch mehrere Aufgaben zu einem Thema in einer übergeordneten Geschichte zusammenfassen. Aber die Geschichte sollte kurz sein und einfach als nicht interaktiver Text präsentiert werden. Wichtiger als eine Geschichte ist, dass die Aufgabe deutlich wird. Hier ist vielleicht eine Zeichnung nützlicher als eine Geschichte.

Geschrieben um 07:24 am 21.06.2012 | Zitat | Editieren | Löschen
Hannes
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Martin:

Das Haus der Methomatiker:

Jupp, wir brauchen deine Hilfe. Die Brücke, die wir bauen wollen, kann durch eine quadratische Funktion beschrieben werden. Unsere Statiker haben da was herausbekommen. Die Gleichung dafür habe ich dir mal aufgeschrieben, sie lautet f(x)=-x²+23x. '

Nun meine Frage: Können wir die Brücke wie geplant bauen? Sag dem Polier bitte, wie lang die Brücke nach deinen Berechnungen wird.

Die Brücke kann durch eine quadratische Funktion beschrieben werden? Es kann nur eine Eigenschaft der Brücke, etwa die maximale Tragkraft, durch eine Funktion beschrieben werden.

Hier ist x die Länge der Brücke. Das geht aus der Aufgabenstellung aber nicht klar hervor. Wenn x eine Länge ist, hat diese Größe aber auch eine Einheit. Das bedeutet aber auch, dass die Größe, die hier mit 23 angegeben ist, eine Einheit hat. (Diese Einheit ist auch wieder eine Längeneinheit, sonst ist die Formel nicht stimmig.)

Und wieso kann ich die Lösung finden, indem ich die Nullstellen der Gleichung finde? Ich weiß überhaupt nicht, was die Gleichung bedeutet, wie kann ich da die Aufgabe lösen?

Überhaupt finde ich es etwas eigenartig, dass die Formel so explizit in der Aufgabenstellung genannt wird. Normalerweise ist doch der Sinn von Textaufgaben, dass die Schüler den Lösungsweg selbst aus den Angaben erarbeiten.

Die Kurve beschreibt hoechstwahrscheinlich den unteren oder oberen Tragebogen der Bruecke. Dann ergibt das alles Sinn: Am Ende der Bruecke kehrt der zurueck zur Nullstelle. Dies zur erkennen ist die Aufgabe. Deshalb ergibt es auch Sinn, die q. Formel in diesem Fall anzugeben. Der Sinn der Aufgabe ist nicht, eine Formel zu finden, sondern eine Formel zu interpretieren. Leider wird der eigentlich interessante Erkenntnisschritt natuerlich dadurch vorweggenommen, dass die Aufgabe im alternativlosen Themenbereich "Nullstellen" auftaucht.

Geschrieben um 10:30 am 21.06.2012 | Zitat | Editieren | Löschen
pintman
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Vielen Dank für eure Rückmeldungen. Ich nehme daraus mit, dass die Aufgabenstellung noch etwas interessanter und Anwendungsorientierter hätte ausfallen können. Das kann ich nachvollziehen.

Der Vorschlag von Martin, die Problemstellung in eine gewöhnliche Webseite zu stecken ist auch nicht von der Hand zu weisen. Insbesondere ist das "Spiel" in der aktuellen Version ja auch nichts anderes als eine Webseite. Für mich war an dieser Stelle ausschlaggebend, dass der Spieler selbst über den weiteren Verlauf und die Tiefe, in der er die Inhalte wiederholen möchte, entscheiden kann. Auch die Aufteilung des Gesamttextes auf mehrere kleine Abschnitte wirkt immer weniger abschreckend als eine lange und einschüchternde Textwüste.

Die Geschichte ist im Moment eher ein "Proof of Concept", in dem ich erproben möchte, inwieweit sich mathematische Inhalte in IF überhaupt konstruieren oder auch nur wiederholen lassen. Und das ist vermutlich auch das Hauptproblem: Ich vermische die Vermittlung des mathematischen Inhalte mit deren Anwendung.

Mir gefällt die starke Anlehnung an rein fachliches Wissen derzeit auch noch nicht so gut. Da wäre eine Abenteuergeschichte mit mathematische Rätseln eventuell ein interessanter Ausweg. Vielleicht sollte ich in dieser Richtung einen Vorstoß versuchen und die mathematischen Inhalte voraussetzen. Ich wollte beides in einem Spiel vereinen - und das ist scheinbar in die Hose gegangen.

Geschrieben um 11:38 am 21.06.2012 | Zitat | Editieren | Löschen
stadtgorilla
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wir habens gestern mal angespielt in der Runde, vielleicht kann der Kollege T was dazu sagen. Ich fand das Highlight-Geklicke rechr verwirrend und frage mich, ob für interaktive Lern-Geschichten nicht so was wirklich hands-on-mäßiges etwa auf iPad geeigneter wäre als Hypertext.

Geschrieben um 12:13 am 21.06.2012 | Zitat | Editieren | Löschen
pintman
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Danke für deine Rückmeldung stadtgorilla. Was meinst du mit "hands-on-mäßig"?

Geschrieben um 12:18 am 21.06.2012 | Zitat | Editieren | Löschen
stadtgorilla
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In dem Fall die Touch-Oberfläche eines Tablet-Rechners.

Im Speziellen dann zum Beispiel die Möglichkeit, Ergebnisse einzutippen und korrigiert zu bekommen anstatt wie früher in die Lösungen zu kucken. Wenn man schon solche Technologien zur Verfügung hat. Das ist dann aber natürlich ungemein komplexer, ich meinte das nur so aus dem Bauch raus: "Wenn schon interaktives Mathe, dann richtig".

Geschrieben um 12:58 am 21.06.2012 | Zitat | Editieren | Löschen
pintman
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Stimmt, das wäre deutlich schöner. Leider ist mir kein bezahlbares Autorensystem für diese Art von Anwendung bekannt. Vielleicht kommt von den Verlagen ja mal etwas in dieser Richtung. Aber auch diese beschränken sich immer auf Päckchenrechnen oder singuläre Anwendungssituationen. Eine zusammenhängende Geschichte wird eigentlich nie erzählt. Darin kann aber durchaus ein Reiz liegen.

Geschrieben um 13:14 am 21.06.2012 | Zitat | Editieren | Löschen
stadtgorilla
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Schau dir mal iBooks Author an, das sieht recht vielversprechend aus, wenngleich ich die interaktivität nicht beurteilen kann, aber die Demo von Phil Schiller war schon recht beeindruckend.

Ist umsonst, aber zwingt dich halt, im iTunes Store zu hosten.

http://www.apple.com/ibooks-author/

Geschrieben um 14:49 am 21.06.2012 | Zitat | Editieren | Löschen
pintman
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Vielen Dank für den Hinweis. Leider habe ich keinen Mac und kann das Programm daher nicht testen bzw. einsetzen. :(

Geschrieben um 14:58 am 21.06.2012 | Zitat | Editieren | Löschen
stadtgorilla
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Ja, sorry, leider Teil dieser exklusiven Apple-Welt, die man ebenso lieben wie hassen kann. Aber als Konzept schon ziemlich toll.

Gibt es hierzulande schon Schulen, die iPads einsetzen?

Geschrieben um 15:30 am 21.06.2012 | Zitat | Editieren | Löschen
pintman
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Es gibt bestimmt Schulen, die IPads nutzen, wenngleich mir keine persönlich bekannt ist.

Häufig ist jedoch weniger die Technik das Problem als die fehlenden Inhalte (IMO). Wir haben an unserer Schule interaktive Whiteboards angeschafft. Die Inhalte müssen die Lehrer dann aber fast alle selbst produzieren. Da sind die Verlage noch recht zögerlich. Vielleicht hat Apple da eine größere Markmacht. Ich würde mir für meine Schüler auf jeden Fall interaktivere Lehr- und Lernbücher wünschen. Das muss noch nicht einmal an ein IPad gekoppelt sein. Ein schnödes aber ansprechendes Computerspiel, dass die mathematischen Inhalte der Oberstufe vermittelt wäre schon ein toller großer Schritt.

Geschrieben um 15:44 am 21.06.2012 | Zitat | Editieren | Löschen
stadtgorilla
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interaktive Whiteboards, wie kann man sich das vorstellen?

Geschrieben um 16:01 am 21.06.2012 | Zitat | Editieren | Löschen
pintman
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Hier ist ein Werbevideo für einen ersten Eindruck.

http://www.youtube.com/watch?v=0U05WeXPGlk

Es handelt sich vornehmlich um Whiteboards, die ich mit einem Stift oder den Fingern bedienen kann.

Geschrieben um 18:50 am 21.06.2012 | Zitat | Editieren | Löschen
Herr Rau
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Zum Haus der Mathomatiker: Ich sehe das etwas weniger eng als manche Vorgänger. Aus der Beschreibung der Brücke geht zum Beispiel klar hervor, dass sie hier als schlichter Bogen modelliert wird. Ich bin kein Mathelehrer, aber diese Art von Abstraktion dürfte in der Schule normal sein. Zu leicht finde ich die Aufgabe auch nicht, auch wenn das Thema die Nullstellen ja bereits vorgibt. Die Geschichte um den Polier fand ich zu konstruiert. Steht da explizit, dass die Formel die Brückenform beschreibt, oder nur, dass sie irgendwas mit der Brücke zu tun hat? Dass die eine Nullstelle 0 ist, ist verständlich, müsste doch aber nicht sein.

Zur Sprache: Nur eine Bemängelung, nämlich den Imperativ "Betrete" statt korrektem "Betritt". Wird sicher in dreißig Jahren Usus sein, so oft wie ich "Lese Buch" statt "Lies" höre, aber noch isses nicht so weit.

Zu Idee und Ausführung, und das ist das Hauptthema: Ich bin eher positiv überrascht. Bücher, die Mathe in lustige Geschichten verpacken (Zahlenteufel, Das Geheimnis des kürzesten Wegs) machen mir beim Lesen keinen Spaß. Aber so ein virtuelles Haus macht einen großen Unterschied. Der gleiche Unterschied, ob ich mich zum Chat in einem regulären Chatraum treffe oder in einem MUD mit Räumen. Eigentlich dasselbe, aber doch wieder nicht. Bleibt eigentlich nur: Schülern vorsetzen und testen lassen. Es hilft wohl noch mehr, wenn der eigene Lehrer das Ding erstellt hat und schulspezifische Sachen einbauen kann. Ich wage aber keine Prognose, was Schülern gefällt und was nicht.

Ich kenne Lernsoftware aus den 1980ern, auch eher textbasiert mit einfachen Grafiken, die grässlich ist. Aber so, wo die Geschichte erkennbar nur Interface für die Aufgaben ist... witziger als ein Moodle-Kurs ist das allemal.

Geschrieben um 19:30 am 21.06.2012 | Zitat | Editieren | Löschen
pintman
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Master Gumby
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Danke für den Blick durch die "Lehrerbrille" Herr Rau. :)

Vielleicht gebe ich es meinen Schülern mal als Angebot und schaue, wie sie darauf reagieren und welche Vorschläge noch von ihnen kommen. Möglicherweise ergibt sich über die Zeit aus der Mischung von euren Anregungen und den Anregungen der Schüler doch noch ein gutes Stück IF. ;)

Und danke auch noch einmal für den Hinweis auf den imperativen Lapsus. Bei dem Wort "lesen" kann ich das auch nachvollziehen, bei "betreten" hört es sich schief in meinem Ohr an - aber das muss nichts heißen. :)

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