IF-Forum

» IF-Forum - Stammtisch - Spielen! - gesucht: Spiel für Vorführung
AntwortenNeues ThemaNeue Umfrage

gesucht: Spiel für Vorführung

Geschrieben um 20:03 am 02.09.2015 | Zitat | Editieren | Löschen
paul
Mitglied
Bachelor Gumby
Beiträge: 58

Hallo alle miteinander,

ich hoffe trotz der Sommerpause und der derzeitigen Inaktivität im Forum liest der ein oder andere mit und hat nen Tip für mich:

Ich hätte gerne Vorschläge, welches Spiel sich für eine Vorführung bzw. eher ein gemeinsames Spielen eignen würde. Die Gruppe wird aus ca. 10-15 Leute bestehen, der Großteil davon Schüler (8-12. Klasse), die alle noch keinerlei Erfahrung mit Textadventuren haben. Meine groben Anforderungen:

• kurz: es sollte sich an einem Abend, in etwa 2-4 h Spielen lassen (auch in mehreren Durchläufe), zur Not auch 2 Abende (ca. 6h Spielzeit).

• deutsch: erklärt sich von selbst, zur Not auch einfaches Englisch ("Lost Pig" sollte kein Problem sein)

• Parser: cyoa mag ich nicht, außerdem gibt es kein Internet

• Einsteigerfreundlich: es sollte schon ein vollwertiges Spiel sein, kein 10min Tutorial, und die grundlegenden Befehle kann ich erklären, aber Feedback vom Spiel selbst wäre hilfreich.

• eher rätsel- als storylastig: ich möchte ihnen keine Geschichte vorlesen, sondern die Schüler animieren, das Spiel selbst zu spielen. Die Rätsel müssen aber nicht zu leicht sein.

Selbstredend sollte es natürlich ein "gutes" Spiel sein, möglichst wenig Fehler haben und Spaß machen.

Ich hab bisher leider noch kein Spiel gefunden (oder gespielt), was alle Kriterien erfüllt. Meine Lieblingsspiele sind leider allesamt ziemlich lang, und wahrscheinlich nicht ohne weiteres am Stück zu schaffen – ich denke hier z.B. an Klub Karisma, Schattenweg oder Ares.

An kürzeren, rätsellastigen Spielen fallen mir gerade nur "das Felleisen" und "das Kopialbuch" ein (die ich zwar nicht schlecht finde, aber auch nicht überragend).

Weiterhin würde ich gern von denjenigen, die schon in der Gruppe Textadventure gespielt haben (z.B. öffentliche Vorführung, ClubFloyd,…) wissen, welche Erfahrungen ihr gemacht habt, welche Fehler man vermeiden und welche Regeln zum gemeinsamen Spielen man aufstellen sollte.

Ich bedanke mich schonmal für die unzähligen Vorschläge, die hoffentlich eintrudeln werden ;-)

PS: weiß jemand, ob (und wo) es den "Hitchhiker" auch auf deutsch gibt?

Geschrieben um 23:15 am 02.09.2015 | Zitat | Editieren | Löschen
proc
Avatar
Mitglied
Retired Gumby
Beiträge: 727

Wow, 2-4h und einsteigerfreundlich??? Das hängt dann vom inhaltlichen Geschmack ab, hier mal ein paar mit geschätztem Level auf Plotkins Cruelty scale (absteigend nach Erscheinungsjahr):

  • Die Pionierin und die Tragödie des telematischen Typewriters (Michael Baltes 2012) --> Polite, inhaltlich "computergeschichtlich" Klasse durchdacht, geht auf tads.org auch im Multiuser-Mode

  • Dr. Kong in: Exploding Poodle Inevitable (A W 2011) --> Polite, kreative und abwechslungsreiche Story, ein unterhaltsames Spiel wie für Parties gemacht;)

  • Ausgerechnet Mamph Pamph! (C. Knodel 2011) --> Tough, superlustig, überwiegend absurd und mit unbeabsichtigtem Metarätsel Richtung "Cruel". Einer müsste es schonmal gespielt haben und die Technik dahinter kennen um da rüberzukommen, hat dadurch aber durchaus auch didaktischen Wert;)

  • Die Hausaufgabe (Mischa Magyar 2010) --> Polite, College-Szene, unterhaltsame Inhalte, man kommt viel rum und stellt viel an

  • Jazz auf Tegemis (Jörg Rosenbauer 2004) --> Polite, stellenweise Tough, superlustig; Text, Dramatik + Lösung saugut, gehört zweifelsfrei in die deutschsprachige Top-10

  • Die Höhlen von Karn (Martin Oehm 1999) --> Sieht beim allein Spielen erstmal nasty aus, ist es aber gar nicht. Richtig schöner Old school-Klassiker mit bis heute modern wirkenden Rätseln, der mit der Gesamtkreativität einer Gruppe in zwei Stunden gelöst werden kann. (Theoretisch, hab's nur allein probiert und viel länger gebraucht.) Maximalkategorie "tough", überwiegend "polite".

  • Noch ein einsteigerfreundliches Englisches in vergleichsweise einfacher Sprache: The Land Beyond the Picket Fence (Martin Oehm 1996) -->Merciful bis polite, profund gemacht, vor allem auch vom Parser her, sehr unterhaltsam, allerdings eher <1h.

  • Und noch ein zweites, wenn's da noch einen zeitlichen Durchhänger gibt: Zork von 1979 (also ohne I etc.), bis heute eines der besten Spiele die ich kenne. Mehr als Antickern geht da ohnehin nicht. Eine heute noch unglaublich vielfältige Fantasy-Unterwelt mit unfassbar gutem Parser und grandiosen Rätseln, das es als relativ gut gemachten I6-Port gibt (basierend allerdings auf der schlechteren Fortran-Fassung, macht eingangs aber keinen Unterschied). Absolutely cruel und wirkt dennoch bis heute unschlagbar modern.

Freilich gehen auch viele andere, ich habe jetzt mehr die für Gruppen möglicherweise unterhaltsamsten und nicht die subjektiv besten herausgefischt und auch einige kürzere mit "toughen" Stellen einsortiert, an denen sich eine Weile verzweifeln lässt. Klub Karisma tust du vermutlich Unrecht: Beim allein spielen dreht man sich in der Tat oft im Kreis, aber die Gesamtkreativität einer Gruppe sollte nicht unterschätzt werden. Ich alleine hätte einen Tag gebraucht, zu dritt ging's in 2-3h;)

Zu öffentlichen Vorführungen noch: Meiner Erfahrung nach ist es besser, ein kürzeres Spiel mit Mehrfachspielwert zu versuchen (wie z.B. "Allein mit Kai"). Die Leute konzentrieren sich nicht zwei Stunden am Stück, und wenn dann entscheidende Szenen fehlen, macht es hintenraus keinen Spaß mehr. Das war bei den TSUE-Sessions mit seinen meist längeren Spielen immer etwas ungünstig, man holt ein Bier oder besucht den Lokus und kommt dann nicht mehr richtig rein. Leider gibt es nicht so viel davon, dann wäre der zweite Weg, besser zwei kürzere als ein langes zu versuchen. Das ist jetzt nur so ein subjektiver Eindruck aus den Berliner Beamer-Lesungen der letzten Jahre, Zweistünder gab es da nie wirklich, Einstünder wirkten schon ermüdend und man müsste bei längeren Spielen Pausen ansetzen.

Dann war da noch "Hitchhiker"-DE: Da kursierte in grauen Kreisen mal ein grottiger deutschsprachiger Versuch für den Commodore 64 freilich ohne Lizenz und damit ohne Autor und ohne Jahr. Die zeitgenössischen deutschen Infocom-Übertragungsversuche sind an der Grammatik gescheitert (siehe Zork I – Das große Unterweltreich - die beliebteste Seite auf ifwizz, die jüngst nur von Baltes' Textpaeckchen.org-Beitrag "Die Akte Paul Bennet" getoppt wird, auch eine Empfehlung wert...) Ach ja, es gibt so viel Qualität wie auch "Wasser-Hasser" oder "Die schwarze Lilie" und man muss es einfach ausprobieren.

-----
Geschrieben um 13:47 am 03.09.2015 | Zitat | Editieren | Löschen
paul
Mitglied
Bachelor Gumby
Beiträge: 58

Hey, danke für den Input. Ein paar davon hab ich schon gespielt, die anderen werd ich mir mal ansehen.

Zitat:

Wow, 2-4h und einsteigerfreundlich???

Naja, das ist eher so die Obergrenze, ich möchte das Spiel ja auch schaffen. Dabei konnte ich mich nur an meinen eigenen Spielzeiten orientieren, und vllt noch an denen von Textlastig (wobei die zu zweit doch deutlich länger brauchten als ich allein^^). Wenn wir nach 1h schon fertig sind, ist das natürlich auch kein Problem.

Insofern wären ein oder mehrere kurze Spiele sicher besser geeignet. Leider wirken die meisten davon auf mich mehr wie ein Experiment als ein fertiges Spiel.

Allein mit Kai ist aber eine sehr gute Idee. Noch andere Vorschläge?

Ich hatte auch überlegt, Schattenweg zu spielen – ich hab ne gefühlte Ewigkeit dafür gebraucht, aber man könnte z.B. nur den ersten Teil (bis zum Ausbruch aus der Burg) spielen.

Nochmal kurz zu den "Richtlinien für Spielen in Gruppen": gibt es welche? Ich kann mir vorstellen, dass es sonst in ziemliches Chaos ausartet :D

Nach dem Hitchhiker hatte ich gefragt, weil der in „unseren Kreisen“ (studiere Mathe) einen gewissen Kultstatus innehat. Das Original hatte ich vor langer Zeit mal an, aber nie fertig gespielt. Ich hatte Gerüchte gehört, es gäbe eine deutsche Version, aber die einzige, die ich fand, hatte überhaupt nichts mit Dougles Adams Original zu tun.

Geschrieben um 20:25 am 03.09.2015 | Zitat | Editieren | Löschen
proc
Avatar
Mitglied
Retired Gumby
Beiträge: 727

paul:

Allein mit Kai ist aber eine sehr gute Idee. Noch andere Vorschläge?

Massig, hier noch ein paar überdurchschnittliche außerhalb der schon genannten (ohne Anspruch auf Vollständigkeit und nur einige, die ich subjektiv für gruppengeeignet halte):

Extrem einsteigerfreundlich und kurz:

  • Der Angstbaum

  • The Whispered World (eine Intro, kein vollständiges Spiel, war ein Aprilscherz von Daedalic)

Relativ einsteigerfreundlich und mittellang (~1h):

  • Dickes W - Episode 1: Der Mietstreit

  • Dickes W - Episode 2: Weihnachtsterror

  • Die schwarze Lilie

  • Maybach Molotow Massaker

  • Die rote Blume

Exzellent implementiert, stellenweise schwierig, mittellang bis lang:

  • Die Akte Paul Bennet

  • Homunculus

  • Treffen am Nebelgrat

  • Ares

Beachtliche Klickspiele mit mäßigen Textmengen je Klick und offline verfügbar:

  • Malony und die verschwundenen Knochen

  • Stratos

paul:

Ich hatte auch überlegt, Schattenweg zu spielen – ich hab ne gefühlte Ewigkeit dafür gebraucht, aber man könnte z.B. nur den ersten Teil (bis zum Ausbruch aus der Burg) spielen.

Spiele nur halb zu spielen dürfte am Ende unbefriedigend wirken, dann besser gleich zwei Abende ansetzen. Oder das Spiel vorbereitend schonmal durchtickern und dann moderierend eingreifen wenn's hakt. Das ist allerdings gefährlich, auf diese Weise lässt sich auch einiges verpassen. Die Wege vieler Spiele sind unergründlich.

paul:

Nochmal kurz zu den "Richtlinien für Spielen in Gruppen": gibt es welche? Ich kann mir vorstellen, dass es sonst in ziemliches Chaos ausartet :D

15 konzentrierte Leute sind für Chaos zu wenig. Einer sitzt an der Tastatur und sollte sich als vielleicht einzige Regel nicht einmischen dürfen, die anderen rufen (nicht selten konträre) Kommandos zu, Lautstärke und Spontaneität entscheidet dann was als nächstes geschieht. Um die Gruppe stärker einzubinden kann der Tastaturjob auch rotieren. Gleiches für den Vorleserjob. der anstrengendste von allen: Der Vorleser muss sich am stärksten konzentrieren und bereits bekannte Passagen überspringen oder hier und da in wenigen Worten zusammenfassen. Bewährt haben sich außerdem zwei Vorleser, die ihre Parts aufteilen (z.B. eine/r liest alles Aktionsbezogene, der/die andere Raumbeschreibungen. Ist für die Vortragenden gewöhnungsbedürftig, klappt aber nach kurzer Eingewöhnung wie von selbst und erzeugt eine etwas abwechslungsreichere Theateratmosphäre.) In schwierigen Situationen, wenn nichts mehr geht, lohnt sich auch mal eine kurze strategische Diskussionspause, was probiert wurde, was man erreichen will und wie das noch angegangen werden könnte. Überhaupt haben sich Pausen bewährt, etwa nach fertigen Spieletappen oder wenn explizit "II. Akt" kommt. Sonst rennt immer mal wieder jemand raus und findet danach schwer wieder ins Geschehen, außerdem ist eine Dauerkonzentration ziemlich anstrengend.

paul:

Nach dem Hitchhiker hatte ich gefragt, weil der in „unseren Kreisen“ (studiere Mathe) einen gewissen Kultstatus innehat. Das Original hatte ich vor langer Zeit mal an, aber nie fertig gespielt. Ich hatte Gerüchte gehört, es gäbe eine deutsche Version, aber die einzige, die ich fand, hatte überhaupt nichts mit Dougles Adams Original zu tun.

Im März 2014 gab es eine 30th Anniversary Edition des Spiels auf der BBC-Website, worüber einiges geschrieben wurde. Da nannten einige deutsche Medien den deutschen Titel, daher wird das Gerücht wohl stammen. Es bleibt aber eines, dieses Spiel gibt's in der Infocom-Version nicht auf deutsch.

-----
Geschrieben um 21:42 am 03.09.2015 | Zitat | Editieren | Löschen
Hannes
Avatar
Mitglied
Prof Gumby
Beiträge: 596

Also ich möchte hier mal von meinem eigenen Spiel (Lilie) abraten. Nicht nur ist es wohl kaum für Achtklässler geeignet, sondern generell für Gruppen wenig ergiebig.

Geschrieben um 22:40 am 03.09.2015 | Zitat | Editieren | Löschen
proc
Avatar
Mitglied
Retired Gumby
Beiträge: 727

Vielfältige Schauplätze, einsteigerfreundlich, episodenhaft erzählt, hintenraus lieblicher als Wilhelm Busch-Geschichten, weniger surreal als Kafkas Prozess (musste ich in der 8. lesen) und voller Verwirrungspotenzial zum Schluss, besser geht's doch für Achtklässler und überhaupt Gruppen gar nicht!

-----
Geschrieben um 23:03 am 03.09.2015 | Zitat | Editieren | Löschen
paul
Mitglied
Bachelor Gumby
Beiträge: 58

Hmm, ich finde das Spiel auch hervorragend, keine Frage – aber für den Erstkontakt mit IF auch ein wenig fragwürdig. Ich würde auf jeden Fall gerne mit etwas … "normalerem" beginnen wollen, aber davon hab ich ja jetzt genug Auswahl.

Geschrieben um 18:08 am 04.09.2015 | Zitat | Editieren | Löschen
Hannes
Avatar
Mitglied
Prof Gumby
Beiträge: 596

proc:

Kafkas Prozess (musste ich in der 8. lesen)!

Das Stichwort ist „musste“ – ich denke mal, anders als dein damaliger Deutschlehrer will paul seiner Zielgruppe die Lust am Lesen nicht verderben ;)

Geschrieben um 23:55 am 04.09.2015 | Zitat | Editieren | Löschen
paul
Mitglied
Bachelor Gumby
Beiträge: 58

Hannes:

proc:

Kafkas Prozess (musste ich in der 8. lesen)!

Das Stichwort ist „musste“ – ich denke mal, anders als dein damaliger Deutschlehrer will paul seiner Zielgruppe die Lust am Lesen nicht verderben ;)

Stimmt genau – wobei ich persönlich an Kafka in der Schule auch meine Freude hatte.

Da fällt mir ein, es gibt doch sogar ein Spiel in dem es irgendwie um Kafkas „Verwandlung“ geht, und das genauso verwirrend erscheint. Hatte das aber nie durchgespielt…

Geschrieben um 23:56 am 04.09.2015 | Zitat | Editieren | Löschen
stadtgorilla
Mitglied
Retired Gumby
Beiträge: 671

Ich schieß hier mal kurz off topic rein, dass das Prädikät „weniger surreal als Kafkas Prozess“ für mich als jemandem, der einst im Sizilienurlaub alle drei Kafka-Romane las, nicht verkaufsfördernd wäre! Ich wünschte, wir hätten in der 8. Klasse so was tolles als Lektüre bekommen statt Helen Keller…

Um auch was vernünftiges beizutragen: Lost Pig ist immer ein Knaller! Wishbringer könnte ich mir auch gut vorstellen. Und Taco Fiction!

Geschrieben um 00:04 am 05.09.2015 | Zitat | Editieren | Löschen
stadtgorilla
Mitglied
Retired Gumby
Beiträge: 671

paul:

Da fällt mir ein, es gibt doch sogar ein Spiel in dem es irgendwie um Kafkas „Verwandlung“ geht, und das genauso verwirrend erscheint. Hatte das aber nie durchgespielt…

Stimmt…das war ja das Thema beim Herbstläubchen Speed IF. Unser Beitrag war Kafka im Malle-Urlaub Link, das hätte man mal ausbauen sollen, fand die Idee ganz witzig.

AntwortenNeues ThemaNeue Umfrage
Powered by Spam Board SVN © 2007 - 2021
Impressum / Datenschutz