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[Grand Prix] Tanans Spielbericht

Geschrieben um 19:44 am 22.04.2005 | Zitat | Editieren | Löschen
Tanan
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Prof Gumby
Beiträge: 404

Meine Reihenfolge deckt sich dieses Jahr mit der offiziellen:

  1. Das Kopialbuch

  2. Bananenrepublik

  3. Die Queste I

Die Plätze eins und zwei waren mir einen Spielbericht wert:

Das Kopialbuch

Hinter dem langweiligen Titel verbirgt sich eine von Anfang an packende Geschichte, angesiedelt auf einem Anwesen im 16. Jahrhundert. Max gelingt es, einen Spannungsbogen zu zeichnen, der mich von den ersten Sätzen bis zum Ende gute anderthalb Stunden später nicht losgelassen hat.

Das liegt einerseits an der Handlung: die Jagd nach dem Buch treibt mich an; durch die Nähe des Diebes wittere ich hinter jeder Ecke eine Gefahr. Die Zwischenereignisse sorgen dafür, daß die Geschichte im Fluß bleibt und keine Längen hat. Andererseits liegt es aber an der Detailversessenheit des Autors, der mit großer Akribie und enorm kenntnisreich das 16. Jahrhundert in meinen Kopf zaubert: ich glaube wirklich, es hätte mich in die Zeit verschlagen. Die Möbel, die Anordnung des Hofes, die Beschreibung der Lebensumstände - alles scheint zu stimmen.

Die Details sind es aber auch, die meinen Spielspaß hier oder da ausbremsen. Max nimmt es manchmal zu genau in seinen Beschreibungen, die dadurch schonmal unübersichtlich und verworren werden. Umständliche Formulierungen ("auf der anderen Seite des Saals" statt "im Osten") sorgen insbesondere dafür, daß ich oft nicht auf Anhieb weiß, in welcher Richtung der Ausgang eines Raumes liegt. Und wer die Beschreibungen nicht ganz genau liest, bekommt Probleme bei ein oder zwei Rätseln, denn auch die hängen sich an Details auf. Das ist dann nervig.

Überhaupt die Rätsel. Eines davon finde ich unfair, weil es Wissen voraussetzt, daß man unter Umständen an der Stelle im Spiel gar nicht haben kann. Das Spiel ist bei Nichtlösung sofort zuende - frustrierend. Dafür sind die Rätsel durchweg logisch und man wird nach jedem davon mit dem Fortgang der Geschichte belohnt.

Eine gute Tipfunktion hilft je nach Situation weiter. Bugs gibt es keine nennenswerten - endlich mal waren gründliche Betatester am Werk. Insgesamt also ein durchweg gelungenes Werk. Max hat anscheinend sein Genre gefunden. Bitte mehr davon!

Bananenrepublik

Der interaktive Versuch, sich auf dem Flughafen einer chaotischen Touristeninsel zurechtzufinden ist vorwiegend eines: Überdreht. Alles ist irgendwie verrückt, überall lauern Gags. Ein paar davon sind sogar gut; ich habe gelacht. Ein paar dagegen sind ziemlich flach. Überhaupt wirkt manches zu gewollt überdreht - die Grenze zur Albernheit wird oft überschritten[1]. Das ein oder andere Klischee weniger wäre nett gewesen.

Wenn man sich auf das Spiel einläßt, bekommt man einige sehr schöne Rätsel geboten, die sich toll ins Szenario einfügen. Schon das Starträtsel in der Kofferhalle hat mir sehr gut gefallen. Leider mußte ich bald gegen aufkommende Motivationslosigkeit ankämpfen - eine wirklich spannende Geschichte wird nicht erzählt. Tut mir leid, aber Koffer finden und Flughafenpersonal bestechen, das rockt einfach nicht!

Das Spiel ist nur ein Prolog auf einen anderen geplanten Titel des Autors. Deshalb ist es arg kurz und ich muß auf ein echtes Ende verzichten. Ein paar Tippfehler und fehlende Synonyme mindern zusätzlich den Spielspaß. Dennoch, ich habe gelacht, und ganz sicher nicht bereut, die Bananenrepublik besucht zu haben. Insgesamt ein brauchbares Spielerlebnis.

[1]: Ok, das ist scheinheilig, ich habe schließlich den fünften Raum geschrieben!

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