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Kann man zu viel Zeit in Tools stecken?

Geschrieben um 11:08 am 19.09.2014 | Zitat | Editieren | Löschen
Hannes
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Prof Gumby
Beiträge: 601

proc:

Um mal einen Finger abzuschlecken um die Segel in konstruktive Winde zu wuchten: Was wäre die Konsequenz aus den Erkenntnissen zur Fragestellung eingangs? G-TADS und I7+ ins Meer werfen und dadurch Kräfte sammeln?

Ich neige natürlich zu zynisch überspitzten Formulierungen, gerade wenn ich versuche, eine Diskussion überhaupt mal in Gang zu bringen. Aber was ich (außerhalb literarischer Prosa) schreibe, hat selten eine implizite Ebene. Ich meine erstmal nur das, was ich schreibe. Also bzgl. der Eingangsfrage tatsächlich die Frage, die mittlerweile ganz gut und positiv beantwortet ist: Du, proc siehst bei dir keine „kreative“ Zeit (um mal Midas' Wortwahl aufzugreifen) blockiert und Mikawa sieht seinen diesbezüglichen Zeitaufwand anscheinend auch eher als gering an. Womit ich meine diesbezüglichen Bedenken ansatzweise als zerstreut ansehe.

Mikawa:

Ich behaupte mal, dass ich hier schon ewig mitlese im Forum und dass technische Fragen in der Regel binnen einer(!) Stunde beantwortet werden

Das stimmt. Nur, erstens:

proc:

Die Atmosphäre wirkt an vielen Stellen eher technisch erdrückend als offen und positiv, wenn man sich mal in die Position des "Kreativen" hineinversetzt.

Vielleicht nicht das tollste Beispiel, aber schnell gefunden: [url]/viewtopic.php?t=1297[/url]. Da wirbeln konkrete Vorschläge mit allgemeinen Erläuterungen hochkomplexer Sachverhalte durcheinander. Vielleicht hat letzteres auch seine Berechtigung, weil es sich bei I7 nun mal um ein hochkomplexes System handelt, bei dem die Antworten meist nicht so einfach sind, aber die Frage war doch offensichtlich unter dem Zeitdruck der Grand-Prix-Deadline gestellt – wenn man bis dahin die regelbasierte Struktur der Sprache noch nicht durchdrungen hat, wird man das an dem Punkt auch nicht mehr tun. Vor diesem Gesichtspunkt könnte sowas durchaus abschreckend wirken.

Und zweitens: Die offene Hilfestellung geschieht rein reaktiv. Überhaupt die drückende, wochenlange Stille in einem Forum zu durchbrechen, kostet einen Neuankömmling einiges an Überwindung! Wie viele fragen deshalb vielleicht überhaupt nicht? Es ist nicht messbar. Damit will ich sagen: Zu einer offenen, freundlichen Atmosphäre gehört für mich auch, dass einfach geredet wird. Erstmal egal über was. Um einfach zu zeigen, dass hier überhaupt Leute sind, die öfter als einmal im Monat vorbeischauen. Die zum Plaudern bereit sind. Das wirkt dann gleich viel einladender.

proc:

Aber das führt zu einem zweiten, völlig nichttechnischen Generalproblem: Es ist wirklich schade, dass Autoren so wenig Rückmeldung in Form von Reviews oder Mails erhalten. Ohne Bestätigung oder überhaupt einer Wahrnehmung (positiv oder negativ) fällt die weitere Arbeit immer schwer. Gegenüber diesem menschlichen Faktor erscheint die Systemfrage fast schon marginal. Denn man schreibt ja letztlich immer für Menschen, die einen in einer gewissen Weise wahrnehmen sollen.

Auch das gehört dazu, denn die schnelle reaktive Beantwortung neuer Themen in diesem Forum bezieht sich leider auch ausschließlich (sozusagen „Punkt 2,5“) auf technische Fragen. Beim „Stammtisch“ sieht's düsterer aus. Vom „Player's Pub“ mal ganz zu schweigen. Die organischerweise eigentlich die Aktivpunkte eines Forums wie diesen sein sollten, und damit auch das im vorigen Absatz abgesprochene einfachst herstellen könnten – wodurch man dann zwei Fliegen mit einer Klappe schlüge (Aktivität zeigen und Spielen Aufmerksamkeit zollen).

Geschrieben um 12:54 am 19.09.2014 | Zitat | Editieren | Löschen
proc
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Retired Gumby
Beiträge: 737

Du sprichst einen Sachverhalt an, der mir seit Jahren am Herzen liegt: ich habe (zumindest im Textpäckchen) mehrfach geäußert, dass es ein Gemeinschaftsprojekt sein müsste. Das fühlt sich als Bastler und Hacker schon ätzend an, wenn eine aufwändige Engine und das ganze Konversations-Drumrum durch ist (z.B. Eric Eve komplett übersetzt, halt mangels Projektvollzug noch nicht getestet), aber viele Details fehlen und sich keiner für die konzeptionelle Feinarbeit findet. Es gibt halt nicht nur die Kreativen, ans Gegenteil denkt nun auch keiner. Da kann ich am Ende nichts machen, ich halte mich konzeptionell für den größte Idioten der Welt weil es halt nicht mein Ding ist. Klar könnte man argumentieren, erst das Konzept und dann die Details, aber manche Leute ticken nach desaströser eigener Erfahrung anders und sollten es dann eben ganz lassen. Auch das vergrößert die Fläche des Projektfriedhofs: Die gängigen Systeme verhindern geradezu eine Zusammenarbeit, datenbankbasierte Erweiterungen sind am Desinteresse der Beteiligten gescheitert. So wie ein Forum eben auch grundsätzlich als Schlachtfeld für Individualisten angelegt ist, da lässt sich nicht viel machen außer individuell zu argumentieren.

Was ich aus Diskussionen der letzten Jahre gelernt habe, ist ein Minimum an Empathie und Didaktik. Wer etwas fragt, hat meist einen gemutmaßten allgemeinen Hintergrund und ein technisches Problem, letztlich sollte eine Antwort auf beides eingehen und nicht ausschließlich auf letzteres. Das ist selten leicht, aber auch nicht besonders schwer wenn man im Zweifelsfall vom worst case ausgeht. Das können die <10 Fachsimpler bis auf Ausnahmen halt nicht, weil sie seit Jahren dabei sind, sich weitgehend persönlich kennen und im Prinzip jeden Post dazu verwenden, untereinander zu reden. Dahingehend finde ich neue Statements wie etwa jüngst von Amélie oder Midas recht erfrischend. Das mag jetzt etwas überspitzt klingen, ich wollte das nur mal auf den Punkt bringen.

Was Gebabbel betrifft: Themen gibt es genug, jüngst ist I7 gescheitert (6L02->6L38->und nu?), Portable-Versionen werden diskutiert, die IntroComp hat stattgefunden oder die IF-Comp ist nun in den unseligen Händen der McIntoshs und Ashwells und steht in Kürze auch noch an, mutmaßlich mit 90% Twine-Quote. Das interessiert nur keine Sau. Fußball wäre interessanter, was hat der taktisch klug aufgestellte VfL Wolfsburg gestern falsch gemacht? Das interessiert wiederum in einem IF-Fachforum nicht. Seit es TSUE nicht mehr gibt, herrscht praktisch Funkstille, und hier in Berlin ist das Dicke W eingegangen wie moddrige Pilze. Ich gebe auf, ihr lest mich hier nie wieder ;)

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Geschrieben um 01:38 am 21.09.2014 | Zitat | Editieren | Löschen
paul
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Bachelor Gumby
Beiträge: 58

So, nun will ich mich auch mal zu Wort melden, um eine etwas andere "Einsteiger-Perspektive" aufzuzeigen (und damit man den Neulingen nicht vorwerfen kann, nur mitzulesen statt selbst zu schreiben^^)

(btw, @proc: kannst du meinen nickname bitte auf paul ändern? Hab dazu keine Einstellung gefunden, und es scheint ja hier persönlicher zuzugehen)

Am besten steige ich mal hier ein: Zitat:

Ich glaube nicht, dass die besten Techniker/Logiker auch zugleich die besten Künstler sind.

Das stimmt wohl. Allerdings sehe ich mich – anders als die meisten IF-Einsteiger – eher als ersters denn als Künstler, was wohl an meinem Informatik-Hintergrund liegen mag. Ich programmiere gerne (und leidlich gut, möchte ich meinen), und fühlte mich in TADS gleich wie zuhause ;-) Außerdem möchte ich Textadventure nicht nur spielen (bzw. schreiben), sondern v.a. die zugrundeliegende Mechanik verstehen. Also: wie funktioniert ein Parser, wie könnte man ihn verbessern.

Solchermaßen sehe ich mich eher als Entwickler denn als Autor, und könnte mir eher vorstellen, bei der Systempflege mitzuhelfen. In vollem Bewusstsein, dass stattdessen auch nicht mehr Spiele entstehen würden, um mal auf die Ausgangsfrage Bezug zu nehmen. (Auch wenn ich bis jetzt weder das Eine noch das andere vorweisen kann; zumindest vorgenommen hab ich's mir.)

Gleichzeitig ist für mich die momentane Vielzahl an Systemen eher ein Ausdruck von Qualität: Es gibt eine ausreichend große Community, die sich nicht nur um eines, sondern gleich mehrere davon kümmert. Und selbst wenn "alterungsbedingt" die ein oder andere Engine ausfällt, gibt es genügend Alternativen. Als solches kann ich die Entwicklung mehrerer unterschiedlicher Systeme (die auch alle Open-Source sind) nur begrüßen. (An dieser Stelle mal vielen Dank an die 3 deutschen Maintainer ;-)

Geschrieben um 02:07 am 21.09.2014 | Zitat | Editieren | Löschen
paul
Mitglied
Bachelor Gumby
Beiträge: 58

Was nun die Aktivität des Forums angeht: ja, wenn man zum ersten mal hier vorbeischaut, sieht es vielleicht ein wenig verlassen aus, zumindest in manchen Monaten. Dass es bei einer vermutlich so kleinen Nutzerbasis und dem so speziellen Thema schwierig ist, ständig über irgendetwas zu plaudern, "nur um den Anschein von Leben zu erwecken" (mal überspitzt), steht wohl außer Frage. Dennoch scheinen die meisten hier recht zügig zu antworten, also sehe ich darin kein Problem. (Alternativ-Vorschlag: jede Woche ein "zufälliges" Thema, zu dem sich jeder zu Wort äußern kann/muss ;-)

Ich kann mir jedoch gut vorstellen, dass diese scheinbare Inaktivität und der Bezug aufs technische bei Einsteigern die (unbegründete) Angst hervorruft, hier "dumme" Fragen zu stellen. Aber notwendige Fragen! Schließlich ist nicht jeder in der Lage, die gesamte Doku zu verstehen (und notfalls den Quellcode nach der Lösung zu durchstöbern); und die Gemeinschaft lebt, wie schon oft betont, vom Austausch.

Vielleicht sollten die Erstautoren mal sagen, wie man ihrer Meinung nach diese Hürde verringern könnte, oder inwiefern sie sich, v.a. in Vorbereitung auf den GP, gewünscht hätten, mehr "an die Hand genommen" zu werden…

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