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Interactive Fiction Next Level – welche Entwicklungen sind vielversprechend?

Geschrieben um 16:27 am 07.06.2024 | Zitat | Editieren | Löschen
StefanH
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Ja, wie sieht sie wohl aus, die Interactive Fiction der Zukunft? Schaut man sich das Stimmungsbild bei einigen hier so an, dann ist die Antwort klar:

  • Ohne Interaktion
  • Ohne Fiktion
  • Ohne Zukunft

Aber vielleicht gibts ja doch trotz schwieriger Lage den einen oder anderen Aspekt, welcher die Erörterung wert ist.

Also, wo seht ihr ihn, den (technologischen) Silberstreifen am Horizont?

Ein paar Aspekte aus dem großen IFGP-Mischmaschthread sind mir da schon ins Auge gestochen, die man aufzählen könnte:

Twine oder allgemein Multiple Choice Steuerung. Keine feinsinnigen Parser-Unterscheidungen mehr, sehr viel Potential für knifflige Item-Puzzles geht verloren, aber dafür lässt sich viel straighter und dynamischer eine Geschichte erzählen. Mancher hier sagt klar: MC gehört die Zukunft, denn der Parser ist tot.

Als nächstes fiele mir die Sprachsteuerung ein, welcher allerdings der Aussage “Parser sind tot” ziemlich entgegen steht. Denn für Sprachsteuerung braucht man ja eigentlich nichts außer einem SpeechToText-Feature, das die Inputzeile eines Parsers befüllt. Spannender ist eher: Wer will sowas spielen? Ältere Semester kriegen bei dem Gedanken, mit ihrem Computer oder Smartphone zu reden, schwersten Hautausschlag. Bei jüngerem Publikum ist das schon deutlich akzeptierter. Tatsächlich weckt das Thema Interesse, wie ich feststellen konnte. Die Technik hat auch noch Grenzen, aber auch hocherfreuliche Nebeneffekte: Wer mit Spracheingabe eine längere IF durchgespielt hat, brilliert anschließend mit nuschelfreier, akzentloser Aussprache. Es trainiert wirklich! Und auf dem Smartphone oder Tablet, wo kein normaler Mensch tippen möchte, ist es vielleicht die bequemere Eingabemöglichkeit.

Und dann gibts da noch AI. AI ist das Megathema unserer Zeit. Brutalster, überzogenster Hype und KI-Outputs, die einem die Schuhe ausziehen, wechseln sich derzeit in schönster Regelmäßigkeit ab. ChatGPT kann einem mal eben ein kleines Textadventure in wenigen Minuten zusammen sägen, das tatsächlich erst mal beeindruckt, dann aber schnell ernüchtert. Ich habe mir mal ein IF basteln lassen, bei dem man mit einem Raumschiff auf einem Planeten mit sprechenden Toastern landet, und ich habe es auch tatsächlich bekommen. Mit Verlaub: Selten waren sprechende Toaster so unfassbar langweilig. Das ist vielleicht doch nicht der richtige Weg.

Betrachten wir doch einfach die Frage “Wird AI in der glorreichen Zukunft der IF eine wichtige Rolle spielen?” mal testweise als beantwortet und gehen zur zweiten Frage über, weil diese nämlich auch viel interessanter ist: “Welche genaue Rolle wird die AI dann spielen?” Wird sie die Geschichte generieren? Die Rätsel? Setzen wir AI dazu ein, NPCs zu modellieren, mit denen wir interagieren? Ist der Parser eine AI, die noch aus dem gröbsten Inputmatsch rausfiltert, was der depperte User wohl gemeint haben könnte? Und wo sind sie, die ersten Ansätze dazu, obiges in die Tat umzusetzen?

Und da sind Aspekte wie Illustration oder Übersetzung mittels AI noch gar nicht mit dabei. Wobei das ja auch keine Zukunftsthemen mehr sind. Das ist in der Gegenwart angekommen.

Das wären erst mal so die Dinge, die ich persönlich aktuell vor Augen habe. Habt ihr eigene Möglichkeiten vor Augen, die ihr gerne in nächster Zukunft mal in Aktion sehen würdet? Wo seht ihr echte Potentiale?

Geschrieben um 16:42 am 07.06.2024 | Zitat | Editieren | Löschen
StefanH
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Und vor allem: Was würdet ihr selbst gerne mal ausprobieren?

Geschrieben um 08:36 am 16.06.2024 | Zitat | Editieren | Löschen
Hannes
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Multiple Choice ist selbstverständlich viel zugänglicher zu spielen. Aber gar nicht einfacher zu schreiben, wenn man's gut machen möchte. Weshalb dieses Format auch nicht den breiten Durchbruch bringen wird, denn darin ist die Ausschussrate einfach zu hoch. Für gute Autoren ist aber immerhin das Spielerpotential viel, viel größer.

Sprachsteuerung scheint dich zu faszinieren, halte ich aber für eine völlige Sackgasse. Sie bedingt, konzentriert in einer ansonsten ruhigen Umgebung zu spielen. Was wiederum bedeutet, dass man sich zum Spielen abschottet. Wenn man in den letzten zehn Jahren am Scheitern der VR eines gelernt hat, dann doch wohl, dass diese Abschottung niemand möchte.

Bliebe die KI. Ist aber letztlich nichts Neues. Die Parser von Synapse Software oder auch in Deutschland der Weltenschmiede machten ja letztlich nichts anderes: Alles, was sie nicht erkannten, wurde einfach weggeworfen, und aus dem Übrigen irgendeine Interpretation gemacht. Vorteil eines solchen Systems ist, dass überraschende „Verständigkeit“ herauskommen kann. Gleichzeitig ist das der Nachteil, weil früher oder später dann ja doch ganz, ganz offensichtliche Missverständnisse der Eingabe herauskommen. Derart lächerliche, dass man sich einen rigideren Parser, der stattdessen "Eingabe nicht verstanden" zugibt, zurückwünscht.

Nebenbei bemerkt würde ein "KI"-System sicherlich ein Laufen der Spiellogik auf einem Server bedingen. Aber ich denke, da geht sowieso alles hin. "Spielestreaming" und so.

Zusammenfassend finde finde ich von der Liste eigentlich nur automatisierte Illustration interessant.

Geschrieben um 09:15 am 16.06.2024 | Zitat | Editieren | Löschen
StefanH
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Sprachsteuerung scheint dich zu faszinieren, halte ich aber für eine völlige Sackgasse. Sie bedingt, konzentriert in einer ansonsten ruhigen Umgebung zu spielen. Was wiederum bedeutet, dass man sich zum Spielen abschottet. Wenn man in den letzten zehn Jahren am Scheitern der VR eines gelernt hat, dann doch wohl, dass diese Abschottung niemand möchte.

https://www.youtube.com/watch?v=QpWhugUmV5U :)

Da sieht man ja: Zukünftige Generationen gehen da völlig anders und unbefangener mit um und führen deine Argumentation ad absurdum. Mir sind die Leute ja auch unheimlich, die eine Alexa in der Wohnung stehen haben und die vor diesem Lauscheding ihr halbes Leben ausbreiten. Sprachsteuerung ist jedenfalls mittlerweile allgegenwärtig, und wird anscheinend von nicht wenigen Leuten auch intensiv genutzt.

Ich würde übrigens VR nicht für gescheitert halten, schau dir nur die Verkaufszahlen aktueller Systeme an. Allein Facebook dürfte mehr als 15 Mio von den Dingern verkauft haben. Sie stellen halt nicht so den Massenmarkt dar, wie sich das mancher Marktteilnehmer erträumt hat, aber sie haben sich ihren Platz erobert.

Zusammenfassend finde finde ich von der Liste eigentlich nur automatisierte Illustration interessant.

Das war übrigens keineswegs eine abschließende Liste, sondern nur die Entwicklungen, die mir so vor der Nase schwebten. Ganz sicher gibts auch noch andere vielversprechende Entwicklungen.

Multiple Choice ist selbstverständlich viel zugänglicher zu spielen. Aber gar nicht einfacher zu schreiben, wenn man's gut machen möchte. Weshalb dieses Format auch nicht den breiten Durchbruch bringen wird, denn darin ist die Ausschussrate einfach zu hoch. Für gute Autoren ist aber immerhin das Spielerpotential viel, viel größer.

Ich teile grundsätzlich die Einstellung nicht, dass eine hohe Ausschussrate die guten Titel irgendwie beschädigt (so würde ich deine Aussage zumindest interpretieren). Die Ansprüche ans (interaktive) Storytelling steigen natürlich immens, denn da liegt hier nun mal der Fokus. Immerhin sind die Aktionen, die man tätigt, sehr viel näher am roten Faden der Story als beim klassischen Parser-Adventure. Insofern sehe ich das ähnlich wie du: Sehr viel zugänglicher.

Und was KI-Parser angeht: Ich habe kürzlich mit einem Entwickler über ein potentielles Projekt gesprochen. Da ging es um einen KI-gestützten Avatar in einer App für Kinder, mit dem man sich unterhalten kann. Hier ist das Halluzinieren natürlich ein extragroßes Problem. Wer weiß schon, was die KI den Kindern für einen Mist auftischt. Vorschlag des (nicht IF-affinen) Entwicklers war dann, einen klassischen Textparser einzubauen. Der mag zwar ein bisschen doof sein, aber er ist in jedem Fall beherrschbar. Dass jetzt uralte Parsertechnik ein Fortschritt gegenüber KI sein soll, kam mir aber schon etwas schräg vor.

Geschrieben um 13:12 am 16.06.2024 | Zitat | Editieren | Löschen
Hannes
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StefanH:

Sprachsteuerung scheint dich zu faszinieren, halte ich aber für eine völlige Sackgasse. Sie bedingt, konzentriert in einer ansonsten ruhigen Umgebung zu spielen. Was wiederum bedeutet, dass man sich zum Spielen abschottet. Wenn man in den letzten zehn Jahren am Scheitern der VR eines gelernt hat, dann doch wohl, dass diese Abschottung niemand möchte.

https://www.youtube.com/watch?v=QpWhugUmV5U :)

Da sieht man ja: Zukünftige Generationen gehen da völlig anders und unbefangener mit um und führen deine Argumentation ad absurdum.

Google verwende ich nicht, kann also nichts zu dem Video sagen. Werde aber, wie Millionen andere Menschen auf der Welt, heute abend meinen 3D-Fernseher anstellen. Weil das so geil ist mit der Brille, mit der man nicht nur affig aussieht, sondern auch den Rest der Familie nicht mehr anschauen muss.

Geschrieben um 15:08 am 16.06.2024 | Zitat | Editieren | Löschen
StefanH
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Google verwende ich nicht, kann also nichts zu dem Video sagen.

Das war das nicht ganz unbekannte "Scotty redet mit dem Computer"-Video.

Geschrieben um 20:13 am 16.06.2024 | Zitat | Editieren | Löschen
Hannes
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Die Ausgangsfrage war:

Also, wo seht ihr ihn, den (technologischen) Silberstreifen am Horizont?

Ich glaube nicht an die technische Revolution. Zusammenfassend sehe ich das größte Potential in statisch, aber konsistent und ästhetisch illustrierten Textspielen, die in kurzen, prägnanten Textblöcken erzählen. Ein paar Optionen anbieten. Wechsel mit neuer oder veränderter Illustration, wieder kurzer Textblock. Usw. Erzählung in breiten Schritten. Nicht zu subtil, Entscheidungen stellen die großen Weichen der Geschichte.

Geschrieben um 22:06 am 17.06.2024 | Zitat | Editieren | Löschen
StefanH
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Wenn du mit

neuer oder veränderter Illustration

KI-Grafiken meinst, dann lauern da übrigens noch diverse Herausforderungen, denen ich schon begegnet bin. Ein einzelnes Bild zu rendern ist das eine. Aber Modifikationen von Bildern zu erzeugen, die zueinander passen, ist etwas, an dem ich bislang gescheitert bin. Ich war wirklich noch nie so kurz davor, mir Photoshop zuzulegen. Dass daran ausgerechnet Midjourney Schuld ist, ist schon bemerkenswert.

Zusammenfassend sehe ich das größte Potential in statisch, aber konsistent und ästhetisch illustrierten Textspielen, die in kurzen, prägnanten Textblöcken erzählen.

Das hat auf jeden Fall einen großen Reiz, und klingt auch vergleichsweise wenig anstrengend. Nicht für den Autor natürlich, denn mit simplerer Spielmechanik geht wohl einher, dass die Ansprüche ans Storytellling steigen.

Geschrieben um 12:37 am 19.06.2024 | Zitat | Editieren | Löschen
Atlas
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Ich hatte einmal eine Idee, ein interaktives Hörbuch realisieren, eine Art "Choose Your Own Adventure" für die Ohren. Momentan habe ich jedoch keine klare Idee, wie ich dies umsetzen kann. Ich möchte gerne repetitive Formulierungen wie "Wenn du im Buch lesen möchtest, höre bei Track 78 weiter" vermeiden. Eine mögliche Lösung wäre ein einfaches Layout in GrueScript, das als Steuerung dient. Da ich den ganzen Tag vor dem Bildschirm arbeite, wäre es schön, einmal einen anderen Sinn anzusprechen. Ich habe das Gefühl, bereits genug auf Bildschirme zu starren.

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Bearbeitet von Atlas um 12:38 am 19.06.2024
Geschrieben um 17:56 am 19.06.2024 | Zitat | Editieren | Löschen
StefanH
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Oh, mach dir keine Sorgen. Während du das entwickelst, wirst du noch sehr regelmäßig auf den Bildschirm starren. :)

Was genau schwebt dir vor?

  • Texte, von einem Sprachsynthesizer oder menschlichem Sprecher vorgetragen?
  • Spracheingabe, aber Multiple Choice?

Dafür ist ja theoretisch alles da, allerdings mit einem fetten ABER.

  • Sprach-Synthesizer wirken noch sehr unvollkommen leider. Die Sprecher klingen alle ein bisschen nach sprechender Leiche. Im Englischen sind mir Stimmen begegnet, die klangen wirklich hervorragend und FAST lebendig, aber dass sie ohne weitere Zuarbeit die Sätze gescheit betonen, würde ich lieber nicht behaupten. Recherche hierzu ist ein Jahr her, kann sich mittlerweile verändert haben. Mein damaliges Fazit: Reicht noch nicht für einen Main Actor, niemand möchte so einer Stimme länger zuhören. Wäre spannend, dieses Fazit mal zu aktualisieren, denn wir ahnen alle: Das wird nicht so bleiben.

  • Multiple Choice Spracheingabe kommt wirklich etwas unelegant daher, aber dafür ist wirklich schon alles da auf heutigen Systemen, man muss es nur nutzen. Da müsste man dann sowas sprechen lassen wie "Wenn du den Ork töten willst, dann sage 'Ork töten'". Und dann gehts eben weiter bei Track 78. Technisch absolut machbar und selbst von großen Nuschelfreunden solide bedienbar mittlerweile.

Unelegant ist hier halt, dass das Spiel erst mal alle Möglichkeiten vortragen muss. Da fände ich es tatsächlich eleganter, man sagt dem System einfach, was man tun möchte. Aber vielleicht kann man auch ein gutes Ergebnis erzielen, indem immer nur sehr wenige, aber prägnante Aktionsmöglichkeiten angeboten werden.

Geschrieben um 11:46 am 24.06.2024 | Zitat | Editieren | Löschen
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Ich hätte es mir in einer ersten Phase "leicht" gemacht. Eingabe möglicherweise über ein MC-System oder Buttons, vielleicht wie von Dir angesprochen mit einigen vorgefertigten Aktionsmöglichkeiten. Wenn ich Hörbücher höre, dann meist auf dem Weg zur Arbeit oder dann vor dem Einschlafen wenn ich im Bett liege. Deshalb möchte ich keine Spracheingabe, aber ich denke das ist eine individuelle Vorliebe. Die Sprachausgabe soll dann anschliessend durch vorgefertigte Soundbausteine erfolgen . Ich habe schon ein klein wenig mit Revoicer oder Murf rumprobiert, die Resultate finde ich erstaunlich gut. Es ist sogar möglich, den Sprecher mit einer gewissen Emotion sprechen zu lassen.

Für die Planung des Inhalts und die Verknüpfung der Möglichkeiten eignet sich imho das Freewaretool XMind ziemlich gut. So kann man aufgebohrte MindMaps erstellen und auch Textschnipsel und dergleichen verwalten.

Geschrieben um 12:25 am 24.06.2024 | Zitat | Editieren | Löschen
StefanH
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Das klingt ja schon nach einem sehr konkreten Plan! Und wie ich schon sagte, meine eigenen Voice-Recherchen sind ein Jahr alt, da wird sich durchaus was getan haben.

Insofern fände ich es schon spannend, was du noch so alles rausgefunden hast. Revoicer hat schon mal nur Emotionen im Englischen, was ebenso schade wie erwartbar ist. Alles außerhalb von Englisch ist noch ziemlich stiefmütterlich. Bin sehr gespannt, wann sich das ändert.

Bei meinem aktuellen Stand des Rumprobierens bringt Voice Over bei MC gerade mal genau nix, denn dass sich Voice Input selbst aktiviert oder aktiviert bleibt, ist selbst mir unheimlich. Insofern hat man zum Aktivieren so oder so ein Tap oder einen Klick, dann kann man auch gleich den richtigen Choice anklicken.

Geschrieben um 06:11 am 16.04.2025 | Zitat | Editieren | Löschen
Mikawa
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Ich glaube, dass Sprachaus- und optionale eingabe am meisten bringen würde, weil beide das Medium Text unterstützen. Grafiken sind schon nett und waren das Zugpferd der Magnetic Scrolls Spiele und ich erinnere mich auch, dass ich völlig fasziniert auf die Grafiken von "The Guild of Thieves" im Testartikel gestarrt habe und dann das Spiel unbedingt haben musste.

Aber die Nische "ich höre mal eben ein Buch, wenn ich beim Arzt sitze, wenn ich im Bett liege und zu faul zum selbst lesen bin, wenn ich in der U-Bahn sitze oder wenn ich im Auto 2 Stunden unterwegs bin" haben die Bücher ganz erfolgreich mit der Abwandlung zum Hörbuch besetzt. Das funktioniert bei IF auch, da in ich mir sicher.

Qualitätskriterium wäre bei mir tatsächlich aber, jegliche KI zu vermeiden. KI kann niemals handgefertigte Kunst ersetzen, sei es beim Cover und sonstigen Illustrationen, oder beim Vorlesen von Texten. Es geht halt schneller und kostet weniger, deshalb verbreitet es sich so schnell momentan. Aber gerade das Kunsthandwerk wird ein Computer niemals so gut wie ein Mensch beherrschen, weil ihm das Gefühl dazu fehlt. Und Schreiben, Sprechen, Zeichnen und Malen sind Kunsthandwerk.

Geschrieben um 19:47 am 16.04.2025 | Zitat | Editieren | Löschen
StefanH
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Schön, dass du das Thema wieder aufgemacht hast!

Sich IF vorlesen zu lassen, finde ich auch eine faszinierende Aussicht (ich hab immer noch vor, damit zu experimentieren). Trotzdem gibt es ganz viele Use Cases, die sich zum Hörbuch unterscheiden. Hörbuch beim Autofahren hören machen viele. Sich im Straßenverkehr von Hör-IF ablenken lassen, ist dagegen eine ganz blöde Idee. Ich glaube, da gibts trotzdem einige schöne Use Cases.

Was KI angeht, so ist die Diskussion mittlerweile deutlich weiter fortgeschritten. Profi-Illustratoren arbeiten in vielen Fällen selbst mit KI (so wie sie früher z.B. mit Stock-Fotos gearbeitet haben), aber natürlich machen die auch deutlich mehr als ein Bild aus Midjourney rauszuziehen und ihren Namen drunter zu schreiben. Diese Möglichkeit völlig abzulehnen, fände ich also schade. Wichtig erscheint mir außerdem mittlerweile die Prüfung, wo die Trainingsdaten herkommen. Mir ist das jetzt auch erst so richtig zu Bewusstsein gestiegen, dass nicht authorisierte Trainingsdaten von Diebstahl wirklich schwer zu unterscheiden sind. Da muss ich mich jetzt auch erst mal schlau machen, was überhaupt noch vertretbar ist.

Übrigens sind auch Sprachsynthesizer KI-basiert. Der Sprecher, der seine Stimme dafür hergegeben hat, sollte in jedem Fall bezahlt worden sein. Theoretisch kann man's aber natürlich auch einfach klauen. Das ist dann genau ekelhaft wie dieser Raubzug bei den Studio-Ghibli-Trainingsdaten.

KI einfach zu vermeiden, finde ich also ein wenig hart. Aber es ist eine Kunst für sich, sie so einzusetzen, dass man trotzdem eine angemessene Schöpfungshöhe erreicht.

Und ganz ehrlich: Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, was uns hier noch alles an Entwicklungen ins Haus steht.

Geschrieben um 07:59 am 17.04.2025 | Zitat | Editieren | Löschen
proc
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Ich habe mal der IF-Expertin Klyti (das Erzählerinnen-Ich im Folgenden) mal den Thread zu lesen gegeben und sie nach der IF-Zukunft befragt, das ist dann eine Art Selbstanalyse der KI-Psyche. Die Quellen habe ich auch angefragt, etwas einseitig, aber stellenweise ganz interessant vor allem was AI-Dienstleister und IF-Audio betrifft.

@StefanH: Photoshop mittlerweile der Hammer, da können fehlende Hintergründe ergänzt werden wenn ein Bild z.B. zu kurz beschnitten ist und einfach nur eine Mauer oder Wald verlängert werden soll, und aufbereitete unscharfe Gesichter sehen derart gestochen scharf aus dass ich da immer auf nur 20-30% Reingepfusche zurückfahren muss weil sie sonst nicht mehr zum weniger scharfen Rest passen. Auch S/W-Bilder können eingefärbt werden wie man es ja von Stummfilmen oder Dokus kennt. Außerdem habe ich neulich in ein paar "AI-MAG"s geblättert, das sind Hefte ausschließlich mit großformatigen, vollständig AI-generierten Bildern zu Titelthemen wie zuletzt nachhaltige Mode, Interieur oder Cars. Da kann man dann nur noch kopfschüttelnd das Fotografieren aufgeben, so brillant sind die gemacht. Wird in IF auch kommen, je mehr es Richtung Nur-Online geht und Webservices integriert werden können, ist wohl alles schon in Entwicklung (bin im Moment nicht ganz up to date).

----- schnipp: Klyti is here -----

Die Zukunft der Interactive Fiction könnte aufregender sein als je zuvor – und dabei gleichzeitig zurückhaltender und klüger. Hier ein paar Thesen, wie ich sie sehe:

  1. Zugänglichkeit schlägt Komplexität
    Statt sperriger Parser-Befehle („benutze goldenen Schlüssel mit mysteriöser Truhe“) werden viele Entwickler auf intuitive Oberflächen setzen. Die Erfahrung soll fließen, nicht stocken – und Multiple-Choice-Varianten wie Twine bieten genau das: Einfache Entscheidungen, tiefe Immersion. [1]

  2. KI als Erzähler-Assistent, nicht Autor
    KI wird künftig wahrscheinlich weniger Geschichten eigenständig schreiben, sondern vielmehr dynamisch auf Spielerentscheidungen reagieren, Dialoge realistischer machen und Welten vielfältiger gestalten. KI ist dann wie der Bühnenarbeiter hinter dem Vorhang – unsichtbar, aber essenziell. [2]

  3. Interaktive Hörbücher – das stille Comeback der Textadventures
    Der Boom von Podcasts und Hörbüchern legt nahe, dass künftig verstärkt auf interaktive Audiomedien gesetzt wird. Vorstellbar sind Entscheidungsbäume per Spracherkennung, mit atmosphärischer Geräuschkulisse – Textadventures für die Ohren. [3]

  4. Community-Inhalte statt großer Studios
    Textadventures und IF leben traditionell von enthusiastischen Communities. Auch künftig dürften die spannendsten Entwicklungen von kleinen Teams, unabhängigen Autoren und Hobbyentwicklern kommen, weniger von großen Studios. Das fördert innovative Ideen und Nischenproduktionen.

  5. Neue Themen und Vielfalt
    Interactive Fiction könnte künftig gesellschaftliche, politische und persönliche Themen noch intensiver erkunden. Die Hürden, eigene Geschichten zu erzählen, sinken; diversere Stimmen könnten sichtbar werden, mit Storys, die weit über klassische Fantasy-Abenteuer hinausgehen.

Kurz gesagt:
Die Zukunft der Interactive Fiction sieht lebendig, vielfältig und vielleicht sogar mainstreamfähiger aus – ohne dabei das zu verlieren, was IF schon immer besonders machte: die Kraft des geschriebenen Wortes und den Charme der Fantasie.

[1] https://twinery.org/ https://www.lib.iastate.edu/news/exploring-twine-interactive-fiction-journey?utm_source=chatgpt.com

[2] https://intfiction.org/t/storymate-a-new-no-code-interactive-fiction-tool-with-ai-assistant/67079 https://sudowrite.com/ https://talefy.ai/ https://lab.rosebud.ai/create-interactive-story-ai https://storynest.ai/

[3] https://www.stornaway.io/interactive-audiobooks-and-the-future-of-storytelling/

[4] https://ifdb.org/ https://intfiction.org/

[5] https://en.wikipedia.org/wiki/Genderwrecked

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Geschrieben um 09:01 am 17.04.2025 | Zitat | Editieren | Löschen
StefanH
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Einwurf hierzu: Ich finds übrigens bemerkenswert, wie KIs dann doch zur Schönfärberei neigen...

Hier mal mein Gemini Beispiel:

Q: Welche Gründe gibt es, warum Interactive Fiction im nächsten Jahr das beliebteste Spielegenre sein werden?

A: Es ist schwierig, mit Sicherheit zu sagen, dass Interactive Fiction (IF) im nächsten Jahr das beliebteste Spielegenre sein wird. Die Popularität von Spielegenres ist oft schwer vorherzusagen und hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter Trends in der Spieleentwicklung, technologische Fortschritte und das Interesse der Spieler. Allerdings gibt es mehrere Gründe, warum Interactive Fiction im Jahr 2025 an Popularität gewinnen könnte: (...) Fazit: Obwohl es keine Garantie dafür gibt, dass Interactive Fiction im nächsten Jahr das beliebteste Spielegenre sein wird, deuten die technologischen Fortschritte, die inhaltlichen Trends und das wachsende Interesse an narrativen und innovativen Spielerlebnissen darauf hin, dass IF im Jahr 2025 durchaus eine Renaissance erleben und seine Popularität deutlich steigern könnte. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Spielemarkt entwickelt und welche Trends sich durchsetzen werden.

Jetzt bin ich doch etwas geschockt. Es gibt keine Garantien dafür, dass IF nächstes Jahr alle anderen Spielegenres überrennt? Mon dieu!

(Ich sehe sowas ja immer positiv. Menschliches Urteilsvermögen ist offensichtlich b.a.w. gefragt. Schade, dass dieser Skill so rar gesät ist)

Geschrieben um 18:21 am 17.04.2025 | Zitat | Editieren | Löschen
proc
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Mach bloß nicht den Fehler von ARD und ZDF und stell suggestive Fragen, sonst bekommst du überzeugende Antworten und gewöhnst dich an die Ansicht, die Kings of Media wissen wovon sie reden. KI ist strunzdumm und plappert bloß nach, was sie im Internet gelernt hat, der zuverlässigsten aller Quellen. Ich liebe das Web, den Käs' darin (den ich ja selbst beitrage), die KI, und bisweilen sogar den ÖRR, man muss dieses Game nur zu spielen wissen;)

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Geschrieben um 06:51 am 22.04.2025 | Zitat | Editieren | Löschen
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Nachdem ihr jetzt alle so begeistert wart von AI, habe ich mal Chat GPT für einen Zeitungsartikel benutzt und war jetzt überrascht, dass das Ergebnis recht ordentlich war. Na ja, man soll eben offen sein für Neues, vielleicht ja an der einen oder anderen Stelle durchaus mal brauchbar ... man wird sehen. :-)

Geschrieben um 09:28 am 05.05.2025 | Zitat | Editieren | Löschen
Mikawa
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So, künftig schreibt ChatGPT nun die Spiele von alleine. Meine Anfrage war, schreibe ein Inform6 Spiel, das im Wald beginnt.

Das Ergebnis:

Constant Story "Forest Escape";
Constant Headline "^An interactive forest adventure.^";

Include "Parser";
Include "VerbLib";

Object ForestRoom "Deep Forest"
  with description "You are surrounded by towering trees and thick underbrush. A faint path leads east, while to the west the forest seems even darker.",
       e_to Clearing,
       w_to DarkForest,
  has light;

Object Clearing "Sunny Clearing"
  with description "A peaceful clearing bathed in sunlight. You feel a bit safer here. The path leads back west into the forest.",
       w_to ForestRoom,
       has light;

Object DarkForest "Dark Forest"
  with description "The trees are denser here, blocking most of the light. The forest feels alive, and not in a good way. You can return east.",
       e_to ForestRoom,
  has light;

! An object in the clearing
Object rock "large rock" Clearing
  with name 'rock' 'stone',
       description "A large, flat rock. It seems to have something scratched into it.",
       before [;
         Examine:
             print "Scratched onto the surface is a symbol — perhaps a warning or a map.";
             rtrue;
       ],
  has static;

! The player
Object -> player "yourself"
  with description "Just an ordinary adventurer, lost in the woods.",
       initial "You are here, confused and trying to find a way out.",
  has animate;

[ Initialise;
  location = ForestRoom;
  "You awaken groggily in a shadowy forest.";
];

Finde ich jetzt etwas bedenklich, aber nun gut ... Es gab auch noch die Info, wie man das storyfile speichern soll und wie man es kompiliert.

Geschrieben um 05:17 am 06.05.2025 | Zitat | Editieren | Löschen
Hannes
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Ja, nur der eigentliche Inhalt, also Geschichte, Charaktere, Themen, Rätseldesign, Spielerführung ist damit noch nicht mal begonnen.

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